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Wie man sich bettet – Liegeboxen für Milchkühe

Wie man sich bettet – Liegeboxen für Milchkühe

Am meisten Zeit verbringt eine Kuh in der Liegebox. Milchkuh Lise erzählt, wie sie sich durch den Alltag kämpft.

Ein Traum vieler Kühe: eine Liegebox, die passt.

Hallo, ich bin‘s die Lise, meines Zeichens Milchkuh bei Bauer Hans. Sicher ist Euch allen bekannt, dass ich als Milchkuh möglichst 14 Stunden am Tag in der Liegebox liegen soll, damit meine Beine gesund bleiben und ich in aller Seelenruhe mein Futter kauen kann, um jeden Tag einen Haufen Milch zu geben. Seit einem Jahr bin ich mit meinen Kolleginnen in einen neuen Stall umgezogen. Im Vergleich zum alten Boxenlaufstall ein echtes Luxushotel: Wunderbar breite Laufgänge, in denen ich der streitlustigen Luise, der blöden Kuh (entschuldigt den Ausdruck, aber ist ja auch wahr) ganz entspannt ausweichen kann. In jeder Ecke frische Luft und viel Licht und für jede von uns einen eigenen Fressplatz. Worüber wir uns am meisten gefreut haben, waren die neuen Liegeboxen: Keine engen Hochboxen mit den ollen harten Gummiauflagen von anno dazumal wie im alten Stall. Nein, wunderbar breite Boxen mit einem Haufen Stroh, so richtig zum reinlümmeln. Ich meine, im Vergleich zu ganz früher, im Anbindestall, waren die alten Liegeboxen ja gar nicht so schlecht, immerhin konnten wir öfter mal laufen und wenn uns der Liegenachbar nicht gefiel, suchte man sich eben die nächste freie Liegebox. Aber meine Generation ist eben ein bisschen großrahmiger gebaut, als meine Urgroßeltern. Die alten Liegeboxen waren doch reichlich eng.

Wir sind also im neuen Stall mit Freude in die Liegeboxen. Aber irgendwie hat sich herausgestellt, dass da nicht alles so 100-prozentig für uns passt. Ihr müsst Euch das etwa so vorstellen: Ich marschiere voller Freude in die nächstbeste Liegebox, will mit allen vier Beinen da rein, aber nichts da, das Nackenrohr steht so weit hinten, dass meine Hinterbeine erst einmal im Gang bleiben müssen. Nun stehe ich da, und überlege, wie ich mich legen soll, ich wollte ja nicht mit meinem Hinterteil auf der Betonkante liegen, sondern im Stroh. Aber gut, ich will ja schon gerne liegen, also wurstele ich mich während des Ablegens unter dem Nackenrohr ein wenig nach vorne. So, nur noch fallen lassen, und dann… PENG…bin ich mit meinen angewinkelten Vorderbeinen voll gegen die Bugbegrenzung geknallt. Na toll, wer hat das denn da hin geschraubt? Meine Vorderbeine sind doch nicht auf Höhe des Nackenriegels wenn ich liege. Und dann stelle ich fest, dass die mürrische Gerda genau auf der anderen Seite liegt und ich mit meinem Kopf in ihrem Bereich bin. Also das ist mir jetzt eindeutig zu nah, ich glaube, ich suche mir einen anderen Platz. Also Schwung holen, dabei aber versuchen, der Gerda nicht zu nahe zu kommen (zu diesem Zweck hole ich zur Seite Schwung), und RRRUMMS, huch, ächz, ich habe mir den Hals mit Schwung am viel zu niedrigen Nackenrohr gestoßen. Sowas Dummes. Das kann man doch auch höher stellen. Wir Kühe von heute sind doch alle so um die 140 Zentimeter hoch, da sind 130 Zentimeter doch angemessen für ein Nackenrohr, bei 115 Zentimeter ist es ja schon fast ein Bugrohr. Na gut, also noch einmal, dieses Mal bremse ich meinen Schwung ein wenig aus, krabbele kunstvoll auf halber Höhe nach hinten, bis ich meine 680 Kilogramm ohne Anstoßen, aber auch ohne Schwung nach oben stemmen kann. Öfter als unbedingt nötig werde ich mich sicher nicht abliegen und erst recht nicht aufstehen. Das Abkoten zum Beispiel geht auch wunderbar im Liegen. Dabei wird die Liegefläche hinter mir zwar schmutzig, aber der Lehrling vom Bauern kommt ja zweimal am Tag und macht sauber.

Meine Kolleginnen und ich sind aber ja nicht dumm. Wir haben ziemlich schnell herausgefunden, wie man die ganzen Probleme abmildern kann: Wir legen uns einfach schräg in die Boxen. In der Diagonale haben wir einfach mehr Platz für unsere Körperlänge.

Aber insgeheim wünschen wir uns natürlich, dass Bauer Hans einfach die Boxenelemente besser auf uns anpasst. So ein passendes Bett ist doch einfach himmlisch, findet Ihr nicht auch?

Jaqueline Heil

Milchpraxis Ausgabe 3/2013, DLG AgroFood medien gmbh

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