Tobias Babel ist Landwirt des Jahres 2024 – mit Beharrlichkeit zum Erfolg
Unser LKV-Mitglied Tobias Babel ist „Landwirt des Jahres 2024“ – klar, dass wir ihm einen Besuch auf seinem Betrieb, dem Berghof Babel, im Ostallgäu abstatten mussten. Der 38-Jährige holte sich neben dem Hauptpreis des CERES AWARD auch den Sieg in der Kategorie „Rinderhalter des Jahres“.
Der Grund für den Gesamtsieg über alle sieben Kategorien des vom deutschlandweiten Fachmagazin agrarheute verliehenen Preises ist das geschlossene Kreislaufsystem auf seinem konventionellen Grünlandbetrieb. Zudem hob die Jury die erfolgreiche Einbettung der Landwirtschaft in ein Gesamtkonzept hervor, das Verbraucher begeistert. Die Rinderhaltung von Tobias Babel ist dabei entscheidend für den Erfolg des Grünland- und Braunviehzuchtbetriebs.

Rinderhaltung und Käserei
Seit 40 Jahren besteht der Betrieb in Wald im Ostallgäu. „Meine Mutter Monika und mein Vater Herbert haben hier 1983 mit einer kleinen Landwirtschaft mit Milchvieh angefangen“, erzählt Tobias Babel. Heute setzt sich der Betrieb aus mehreren eigenständigen Betriebszweigen mit Hotel und Restaurant, Käserei, Hofladen, Onlineshop und Landwirtschaft zusammen – geführt von ihm und seinen beiden Brüdern.
Auf 90 ha Fläche und einer kleinen Alpe in Oberstdorf bewirtschaftet der Landwirtschaftsmeister und leidenschaftliche Braunviehzüchter Tobias Babel einen Milchviehbetrieb mit über 70 Milchkühen und rund 35 Schweinen. Die durchschnittliche Milchleistung liegt bei 10.000 kg pro Kuh und Jahr mit einem Fettgehalt von 4,10 % und einem Eiweißgehalt von 3,72 % – beste Voraussetzung für die hofeigene Herstellung von rund 25 leckeren Käse- und Milchprodukten.
Bereits seit 2010 verarbeitet Tobias‘ Bruder Simon als Molkereifachmeister 90 % der erzeugten Milch in der betriebseigenen Käserei. Der Großteil der Molkereiprodukte wird am Hof selbst und im Onlineshop vermarktet, ein Drittel an Dorfläden und Direktvermarkter in der näheren Umgebung weitergegeben. Parallel zur Inbetriebnahme der Käserei wurde der Betrieb von Silagemilch auf Heumilch umgestellt. „Weil‘s fürs Käsen besser ist“, so Babel, „aber insgesamt sind Braunviehkühe eh bekannt für ihre gute Milchleistung.“ Seine Milchkühe verbringen das ganze Jahr im Laufstall mit großzügigen Liegeboxen und einem Doppelbox-Melkroboter; im Sommer geht es für die Tiere zusätzlich auf die Weide. Außerdem befinden sich ein Teil der Herde und das Jungvieh in den Sommermonaten auf der Alpe.

Fokus auf Fütterung
Besonderes Augenmerk legt der Landwirt aus dem Ostallgäu auf die Fütterung seiner melkenden Kühe: Im Sommer gibt‘s Frisch- und Kleegras, womit er 50 % der TS-Aufnahme erreicht. Zur Anfütterung am Melkroboter werden in dieser Zeit Maispellets und -cops verwendet; in den Wintermonaten Grascops. Weil er großen Wert auf die Qualität seines Futters legt, wird das Heu nach jedem Schnitt – es sind fünf im Jahr – zeitnah lose in die eigene Heuhalle gefahren. In der Halle mit 7.000 m3 Lagerraum wird es in sechs Trocknungsboxen fertig getrocknet – effizient und umweltfreundlich. Gleichzeitig sichert Babel so die Qualität des Heus. Es bleibt frisch und nährstoffreich. Zur Bewirtschaftung nutzt er dabei Doppelmesser- und Kammschwadertechnik. Das sei futterschonender, erklärt er. Dank hochwertigem Grünfutter und Heu erreicht Tobias Babel eine Grundfutterleistung von rund 6.000 kg. Beim 2. und 3. Schnitt fährt er sogar einen Energiegehalt von bis zu 6,7 MJ NEL/kg Trockenmasse ein.


Regenerative Energie
Getrocknet wird das Heu der Babels tagsüber mit Warmluft aus der Unterdachabsaugung der Heuhalle und nachts über das Heizregister seiner Hackschnitzelanlage und einen Kreuzstrom Wärmetauscher. Auch Strom und Wärme werden bei Familie Babel selbst erzeugt. Die betriebseigene Hackschnitzelanlage, Photovoltaik, Windenergie und ein Energiespeicher versorgen alle Einzelbetriebe – Landwirtschaft mit Heutrockner, die komplette Gastronomie inklusive Hallenbad und Sauna sowie die Käserei mit ihrer angegliederten Brauerei – fast zu 100 % mit regenerativem Strom und Wärme. „Wir haben uns Biogas zwar angeschaut“, sagt Tobias Babel, „kamen aber überein, dass es für uns zu teuer und zu arbeitsintensiv ist.“
Geschlossener Kreislauf
2016 hat die Familie Babel den Betriebskreislauf weiter geschlossen, indem sie Schweine angeschafft haben. Ab diesem Zeitpunkt konnte die in der Käserei anfallende Molke an die Schweine, die Molke-Verwerter schlechthin, verfüttert werden. Ein geschlossenes Kreislaufsystem rückte immer mehr in den Fokus der Landwirtsfamilie. Das Ziel: Durch die systematische Verwertung der eigenen Produkte soll die Wertschöpfungskette am familiären Betrieb gehalten werden. Zugleich bedeutet das auch, dass alle natürlichen Ressourcen so effizient eingesetzt werden, dass möglichst wenig Abfall entsteht und alle Stoffe in einem geschlossenen Betriebskreislauf verbleiben. Geschlachtet werden die Schweine bei einem externen Schlachtbetrieb, der wiederum das handwerklich verarbeitete Fleisch und die Wurst für ihr Hotel und ihre Gastronomiebetriebe liefert. Die Betriebe werden – wie könnte es auch anders sein – von seinem Bruder Michael, Hotelfachmann und Koch, geleitet. „Wir produzieren sogar unser eigenes Schweinefleisch, das unsere Gäste dann in unseren Gasthäusern mit gutem Gewissen genießen können“, freut sich Tobias Babel.
Landwirtschaft, Tourismus und Ehrgeiz
Mit ihren Gästen hat Familie Babel außerdem einen attraktiven Weg gefunden, Landwirtschaft und Tourismus eng miteinander zu verknüpfen: Pro Jahr verzeichnen die Babels etwa 20.000 Übernachtungsgäste in ihrem Landhotel, rund 10.000 Gäste besuchen jährlich den landwirtschaftlichen Betrieb und die Käserei. Die Attraktionen: Neben einem kleinen Streichelzoo finden vor allem der Schauraum im Kuhstall und die „gläserne“ Molkerei großen Anklang. „Es ist uns wichtig, unseren Gästen die Haltung unserer Tiere offen zu präsentieren“, sagt Babel. Im Stall-Schauraum kann alles, was in einem Kuhstall so vor sich geht, vom Fenster aus beobachtet werden. Egal ob die Kühe fressen, schlafen, Körperpflege an der Kuhbürste betreiben, sich zum Kalben in den „Geburtsraum“ oder zum Melken an den Melkroboter begeben. In der Käserei kann ein Blick auf die Käseproduktion, -lagerung und -reifung geworfen werden. „Auch bei der Herstellung unserer Molkereiprodukte wollen wir ganz transparent sein“, betont der Preisträger. Auch das sei Teil seines Erfolgskonzepts.

Das Werk der ganzen Familie
Aber am wichtigsten sei die Beharrlichkeit: Es reiche nicht, nur gute Ideen zu haben, man müsse sie auch mit Ehrgeiz verfolgen. „Man darf sein Ziel nie aus den Augen verlieren“, erklärt Tobias Babel, „dranbleiben heißt die Devise – auch wenn es mehrere Jahre dauert.“ Und das haben die Babels getan: Sie sind an jeder einzelnen Idee, auch über Jahre, drangeblieben – bis heute. Belohnt wurde Tobias Babel mit dem Preis „Landwirt das Jahres 2024“. Der Titel sei irgendwie falsch, meint er. Der Preis müsse eigentlich „Landwirtschaftsfamilie des Jahres“ heißen. Denn wie bei ihm und seinen Brüdern sei für den Erhalt und den Erfolg eines landwirtschaftlichen Betriebs meistens die ganze Familie verantwortlich.
Ein schönes Schlusswort. Und dann sagt er noch auf die Frage, was er sich für die Landwirtschaft wünscht: „Die Landwirtschaft steht unter starkem Beschuss. Ich wünsche mir mehr Wertschätzung für alle Landwirte.“ Das sehen wir genauso und wünschen Tobias Babel, seiner Familie und allen anderen Landwirten alles Gute, ein hervorragendes Miteinander und größte Wertschätzung.
Jutta Maria Witte

LKV-Service und Gesundheitsdaten
Die Kühe von Tobias Babel nehmen am LKV-Probemelken teil. Für Tobias Babel sind die MLP-Ergebnisse des LKV neben den Ergebnissen seines Herdengesundheitsmanagements mit Smaxtec und InnoMoo die Basis für eine tiergerechte und wirtschaftliche Fütterung sowie für Selektionsentscheidungen im Hinblick auf Leistung, Fruchtbarkeit, Langlebigkeit und Eutergesundheit. Auch für die Verbesserung von Milchqualität und Kosteneinsparungen durch Krankheitsvorbeugung und Erkennung von Bestandsproblemen spielen die Daten eine wichtige Rolle. Darüber hinaus dienen sie zur besseren Vermarktung seines Zuchtviehs durch zuverlässige Leistungsnachweise.