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Smarte Gemeinde – Digitale Lösungen für den ländlichen Raum

Smarte Gemeinde – Digitale Lösungen für den ländlichen Raum

Nicht nur durch Corona wird das Leben auf dem Land wieder interessanter. Mit dem Projekt „Smarte Gemeinde“ sollen Kommunen dabei unterstützt werden, Digitalisierungsstrategien für zu entwickeln.

Smarte Digitalisierung - Netzwerk der verschiedenen Lebensbereiche statt Insellösung mit Scheuklappen

Mit Hilfe der Digitalisierung das Leben auf dem Land noch lebenswerter machen – eine Idee, der sich gleich zwei Bayerische Staatsministerien verschrieben haben. Den ersten Schritt machte das Bayerische Staatsministerium für Wirtschaft, Landesentwicklung und Energie (StMWi), das 2016 den Wettbewerb zum Projekt „Digitales Dorf Bayern“ auslobte. Kommunen bzw. Gemeindeverbünde konnten sich mit ihren Ideen bewerben. Schließlich wurden fünf Modellregionen bei ihren Vorhaben gefördert. Davon liegen zwei in Nordbayern und drei in Südbayern. Unterstützt und betreut wurden die Projekte in Nordbayern durch das Fraunhofer Institut für integrierte Schaltung. In Südbayern übernahmen Mitarbeiter des Technologie Campus Grafenau diese Aufgabe.

Die Ideen reichen vom mobilen Dorfladen über ein Netzwerk zur Nachbarschaftshilfe bis hin zu einer digitalen Anschlagtafel. Statt Insellösungen zu entwickeln, sollten verschiedene Lebensbereiche miteinander vernetzt werden. Den Start machte die Region Spiegelau/ Frauenau im Bayerischen Wald. Von und mit den Bürgern vor Ort wurden zahlreiche Ideen mit Modellcharakter entwickelt und umgesetzt. Tabelle 1 zeigt Themenfelder und Anwendungen.

Digitale Zukunft selbst gestalten

Das Folgeprojekt „Smarte Gemeinde – auf dem Weg in die digitale Zukunft“ wird vom Bayerischen Staatsministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten (StMELF) gefördert und begleitet. Zunächst wurden Kommunen, die Mitglied einer interkommunalen Kooperation (sog. Integrierte Ländliche Entwicklung) sind, in den Regierungsbezirken Niederbayern und Unterfranken aufgefordert eine Bewerbung einzureichen. Es bewarben sich siebzehn Gemeinden, von denen zehn ausgewählt wurden. Die Bewerbergemeinden und -kommunen mussten verschiedene Anforderungen erfüllen:

Tabelle 1: Themenfelder und Anwendung des Digitalen Dorfes Spiegelau/ Frauenau
  • Sie müssen bereits in einer aktiven übergemeindlichen Kooperation im Rahmen der Integrierten Ländlichen Entwicklung (ILE) organsiert sein.
  • Sie brauchen einen digitalisierungsaffinen Bürgermeister und Rat bzw. den gemeinsamen Wunsch nach digitaler Weiterentwicklung.
  • Sie brauchen für ihre Projekte gut etablierte „Kümmerer“ vor Ort mit entsprechender zeitlicher Kapazität, die als Umsetzungsunterstützer, als Kontaktvermittler, als Multiplikator vor Ort dienen.
  • Ein Mindestmaß an digitaler Infrastruktur hinsichtlich Breitbandausbau (möglichst 30 Mbit/ s in 90% der Haushalte) und Mobilfunkabdeckung (möglichst 90% Abdeckung; 3G und höher) muss vorhanden sein.
Im Vorgängerprojekt „Digitales Dorf“ wurden zahlreiche digitale Ideen entwickelt.

Im Rahmen des Projektes sollen die teilnehmenden Kommunen selbstbestimmt eine ganzheitliche Digitalisierungsstrategie entwickeln, die an die Bedürfnisse des jeweiligen Standortes angepasst ist. Die Teilnehmer müssen keine völlig neuen Konzepte entwickeln, sondern können auf Lösungen aus dem Projekt „Digitales Dorf Bayern“ zurückgreifen. Schließlich soll ein Leitfaden zu Konzeptionierung und Umsetzung der Ideen in anderen Regionen erstellt werden. Betreut und unterstützt werden die ILE-Kommunen wiederrum vom Technologie Campus Grafenau. Ansprechpartnerin der Hochschule für die Projektleitung in Unterfranken ist Hanna Schürzinger, ihr Kollege Florian Achatz betreut Niederbayern.

Zentrale Unterstützung

Zusätzlich stehen den Kommunen und ILE-Regionen Ansprechpartnerinnen der Ämter für Ländliche Entwicklung (ALE) in Unterfranken und Niederbayern zur Verfügung. Das sind Stefanie Dümig vom ALE Unterfranken, Abteilung Land- und Dorfentwicklung und Diana Gallrapp, Sachgebietsleiterin Dorferneuerung und Bauwesen vom ALE Niederbayern. Sie koordinieren den Erfahrungs- und Informationsaustausch unter den Kommunen und Regionen. Die zentrale Ansprechpartnerin und Koordinatorin des Projekts ist Nina Kiehlbrei vom Bereich Zentrale Aufgaben der Bayerischen Verwaltung für Ländliche Entwicklung in München.

Zentrale Unterstützung

Zusätzlich stehen den Kommunen und ILE-Regionen Ansprechpartnerinnen der Ämter für Ländliche Entwicklung (ALE) in Unterfranken und Niederbayern zur Verfügung. Das sind Stefanie Dümig vom ALE Unterfranken, Abteilung Land- und Dorfentwicklung und Diana Gallrapp, Sachgebietsleiterin Dorferneuerung und Bauwesen vom ALE Niederbayern. Sie koordinieren den Erfahrungs- und Informationsaustausch unter den Kommunen und Regionen. Die zentrale Ansprechpartnerin und Koordinatorin des Projekts ist Nina Kiehlbrei vom Bereich Zentrale Aufgaben der Bayerischen Verwaltung für Ländliche Entwicklung in München.

Foto: H. S., TH DEG

Hanna Schürzinger, Projektleitung Unterfranken

Kontakt: hanna.schuerzimger@th-deg.de, 08552 / 97 56 20-26

Foto: H. S., TH DEG

Florian Achatz,    Projektleitung Niederbayern

Kontakt:       florian.achatz@th-deg.de, 08552 / 97 56 20-49

Foto: N. K.
Foto: D. G.
Foto: S. D.

Nina Kiehlbrei, Bayerische Verwaltung für Ländliche Entwicklung – Bereich Zentrale Aufgaben

Das Projekt „Smarte Gemeinde – auf dem Weg in die digitale Zukunft“ ist ein wertvoller neuer Baustein im Werkzeugkasten der ländlichen Entwicklung. Wir wollen attraktive Wohn- und Arbeitsbedingungen für die Bürgerinnen und Bürger im Ländlichen Raum erhalten und schaffen. Digitale Lösungen spielen dabei eine bedeutende Rolle. Uns ist aber bewusst, dass das Personal kleinerer Kommunen diese Transformation selbst kaum stemmen kann, daher setzen wir auf Informationsaustausch und Hilfe zur Selbsthilfe. Damit soll ganz im Sinne des Ansatzes der ländlichen Entwicklung ein Beitrag zur Schaffung gleichwertiger Lebensverhältnisse in Stadt und Land geleistet werden.

Diana Gallrapp, ALE Niederbayern, Sachgebiet Dorferneuerung und Bauwesen

Die Corona-Pandemie hat uns alle vor so manche Herausforderungen gestellt. Gerade in dieser Zeit wurde deutlich, wie wichtig und sinnvoll eine digitale Transformation auch für die Kommunen ist. Technisch gut ausgestattete Coworking-Spaces ermöglichen produktives Arbeiten fernab des Büros. Digitale Anwendungen erleichtern Verwaltungs- und Kommunikationsprozesse und ermöglichen z.B. auch die Liveübertragung von Gottesdiensten. Viele Kommunen gehen das Thema Digitalisierung bereits aktiv an, um sich an die veränderten Rahmenbedingungen anzupassen und die verschiedensten Lebensbereiche des ländlichen Raums zu vernetzen.

Stefanie Dümig, ALE Unterfranken, Abteilung für Land- und Dorfentwicklung

Die Gemeinden haben sich in ihren Bewerbungen zum Wettbewerb beeindruckende zukunftsorientierte Ideen und Lösungsansätze überlegt. Gemeinsam mit den Kollegen der Verwaltung für Ländliche Entwicklung und dem Technologie Campus Grafenau wollen wir die zehn Gewinnerkommunen dabei unterstützen, ihre individuelle Digitalisierungsstrategie zu entwickeln und praktisch umzusetzen. Durch die interkommunale Zusammenarbeit der beteiligten Gemeinden stellen wir den Wissenstransfer sicher.

Digitaler Bürgermeister

Steffen Malzer ist Bürgermeister der „Smarten Gemeinde“ Ostheim vor der Rhön, die wiederrum mit zehn weiteren Kommunen zur ILE Streutalallianz gehört. Für den ehemaligen Polizisten spielt die Digitalisierung eine wichtige Rolle bezüglich der Attraktivität des ländlichen Raumes. Ihm ist aber auch klar, dass kleine Kommunen die Aufgabe kaum allein stemmen können. Noch dazu wünschen die Bürger professionelle und standardisierte Lösungen. Da war klar, dass er und sein Team sich auf die Teilnahme am Projekt „Smarte Gemeinde“ bewarben. In Rahmen eines Telefonates berichtete er uns von seinen Beweggründen und dem Einstieg in das Projekt.

Foto: S. M.

„Der wichtigste Beweggrund für mich ist die Kommunikation. Ich bin seit dem 1. Mai 2020 Bürgermeister von Ostheim. Mein Amtsantritt fiel also genau in den Lockdown. Um mit den Bürgen in Kontakt zu treten und Informationen weiterzugeben, habe ich oft auf Social Media gesetzt.

Darüber hinaus profitiert auch die Verwaltung von der Digitalisierung. Wir haben mittlerweile die komplette Verwaltung inklusive der Altbestände digitalisiert. Uns ist aber durchaus klar, dass wir in den nächsten Jahren erst einmal zweigleisig fahren müssen und sowohl analoge als auch digitale Angebote machen müssen.

Die Teilnahme am Projekt „Smarte Gemeinde“ ermöglicht unserer kleinen Verwaltung Schritte, die ohne den Verbund zu groß für uns wären. Wir können Prozesse standardisiert und professionalisiert einführen und umsetzen.

Am 1. Dezember 2021 fiel der Startschuss des Projekts in Ostheim. Wir haben daher noch keine konkrete Projektskizze entwerfen können. Die Idee der digitalen Anschlagtafel gefällt mir besonders gut. Informationen und Termine können zentral mit wenig Aufwand geteilt werden.

Bei der Bauplatzvergabe sehen wir, dass gerade junge Familien aus der Stadt zurückkommen. Corona unterstützt diesen Trend. Denen müssen wir natürlich etwas bieten. Beim Breitbandausbau sind wir schon sehr weit, wir haben flächendecken mindestens 30 Mbit/ s, oft auch 50 Mbit/ s. Wir wollen die Leute aber auch bei der Umsetzung von Remote-Arbeit unterstützen.

Insgesamt erhoffen wir uns einen deutlichen Mehrwert durch die Teilnahme am Projekt. Mein Team und ich, aber auch die Bürger von Ostheim stehen voll dahinter.

Auf www.digitales-dorf.bayern/ werden die Modellregionen und ihre Projekte vorgestellt.

Unter www.dahoamviernull.de/ sind alle digitalen Lösungen für die südbayerischen Regionen zusammengefasst.

Um die Informationen allen Interessierten zugänglich zu machen, wird aktuell eine Homepage für das Modellprojekt entwickelt. Diese wird in Kürze unter www.smarte-gemeinde.bayern abrufbar sein.

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