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Qualifizierung zur Erlebnisbäuerin – Die Lizenz Augen zum Strahlen zu bringen

Qualifizierung zur Erlebnisbäuerin – Die Lizenz Augen zum Strahlen zu bringen

Mit der Qualifizierung zur Erlebnisbäuerin lernen, andere professionell für die Landwirtschaft zu begeistern und eine zusätzliche Einkommensquelle aufzubauen.

Die Landwirtschaft für andere, Groß oder Klein, erlebbar zu machen, ermöglicht zahlreichen Landwirtsfamilien ein zusätzliches Einkommen und bereitet darüber hinaus große Freude. Für Kinder oder Erwachsene, eintägig oder jahresbegleitend, mit oder ohne Verpflegung bzw. Übernachtung – so unterschiedlich wie die Betriebe in Bayern sind, so unterschiedlich sind die Angebote der sogenannten Erlebnisbauernhöfe. Das jeweilige Konzept muss ortsangepasst und zielgruppenorientiert sein. Nicht zuletzt aber muss es auch zu den Gegebenheiten des Betriebes passen. All das und noch mehr lernen angehende Erlebnisbäuerinnen und Erlebnisbauern (nachfolgend der besseren Lesbarkeit halber nachfolgend nur Erlebnisbäuerin) in den Qualifikationsangeboten des Bayerischen Staatsministeriums für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten (StMELF).

Neue Einkommensquellen dank Diversifizierung

Die verschiedenen Qualifizierungsangebote im Bereich der Diversifizierung bündelt bayernweit die virtuelle Akademie für Diversifizierung „DIVA“. Ziel der Angebote von DIVA ist es, die Betriebsleiterfamilien beim Aufbau zusätzlicher Einkommensquellen zu unterstützen. Die Qualifizierungen vermitteln den Landwirten Kenntnisse, wie sie mit ihren neuen Produkten oder Dienstleistungen qualitätsbewusst und professionell auftreten und damit am Markt bestehen können. Die Qualifizierungen führen Mitarbeiterinnen der jeweils zuständigen Ämter für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten (ÄELF) durch. Anmeldungen sind nur online möglich. Informationen zu Anmeldung und allen Seminarangeboten finden sich unter www.diva.bayern.de.

Das Fort- und Weiterbildungskonzept der Akademie ist grundsätzlich modular aufgebaut und bietet zunächst ein zweitägiges Einstiegsseminar zur Orientierung über die Diversifizierungsmöglichkeiten. Dieses Seminar ist Voraussetzung für die spezialisierten Seminare, wie das Seminar zur Betriebszweigentwicklung Erlebnisbäuerin. Es richtet sich sowohl an Betriebsleiterinnen als auch an deren Partner und Mitarbeiter. Darüber hinaus gibt es weitere Qualifizierungsseminare für Urlaub auf dem Bauernhof, Direktvermarktung, Soziale Landwirtschaft, sowie hauswirtschaftliche Dienstleistungen.

Foto: StMELF

Der Weg zur Erlebnisbäuerin/ zum Erlebnisbauern

Das Seminar Erlebnisbäuerin gliedert sich in vier Module, die aufeinander aufbauen. Das erste Modul beginnt mit der Angebotsentwicklung bzw. der Analyse der Rahmenbedingungen. Im zweiten Modul folgen die Themen Betriebsentwicklung und erlebnispädagogische Grundlagen. Im Rahmen dieses Modules fertigen die Teilnehmer ein Drehbuch für ihr Angebot an, dass sie im dritten Modul einem Beratergremium vorstellen und gemeinsam mit den Experten analysieren. Schließlich geht es im vierten Modul um die Vertriebspolitik und Vernetzung, um das Angebot dann auch bekannt machen zu können. Tabelle 1 beschreibt den Aufbau der Qualifizierung genauer. Zum Erreichen des Titels Erlebnisbäuerin ist der Besuch von mindestens 13 der 16 veranschlagten Seminartage sowie das erfolgreiche Bestehen des Moduls 3 notwendig. Darüber hinaus muss vor Urkundenvergabe ein Besuch der Berufsgenossenschaft erfolgt sein, um den Aspekt Sicherheit zu gewährleisten.

Annemarie Frank vom Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten Schwandorf ist Ansprechpartnerin für die Qualifizierung und erinnert sich, wie das Programm 2004 angelaufen ist. Die Teilnehmer des ersten Durchgangs erhielten im Oktober 2005 ihre Urkunden. Damals haben 25 Frauen und 14 Männer das Seminar besucht. Die Teilnehmerzahl wurde im Laufe der Zeit auf rund 25 Personen begrenzt. Mittlerweile haben knapp 500 Teilnehmer das Seminar absolviert.

Die vier Module der Qualifizierung zur Erlebnisbäuerin

Außerlandwirtschaftliche Erfahrungen nutzen

Sehr häufig nutzen Frauen, die mit einer nichtlandwirtschaftlichen Ausbildung auf einen landwirtschaftlichen Betrieb eingeheiratet haben das Angebot. Sie verknüpfen ihre Erfahrungen aus der ursprünglichen Ausbildung, beispielsweise als Lehrerin oder Erzieherin, um sich auf dem Betrieb eine eigene Einkommensquelle aufzubauen. Immer häufiger nutzen aber auch Familienangehörige oder Angestellte der Betriebe das Angebot, um konstant professionelle Erlebnisse gestalten zu können. Nicht selten konnte der Betriebszweig Erlebnisbauernhof zu einer wichtigen, wenn nicht gar der Haupteinnahmequelle entwickelt werden. Auf vier Höfen werden Schullandheime bzw. Angebote mit Übernachtungsmöglichkeit betrieben. Einige Erlebnisbäuerinnen bieten Kindern die Möglichkeit, den Bauernhof und all die Arbeiten und Themen, die über das Jahr anfallen, hautnah zu erleben.

Groß oder Klein – die passende Zielgruppe

Frau Frank betont, den hohen Stellenwert der Angebotsentwicklung und die Definition der passenden Zielgruppe im Rahmen des Seminars. Sie gibt an, dass es keine Einschränkung der Zielgruppen für die Angebote auf den Erlebnishöfen gibt, dass sich aber die Erlebnisangebote häufig an Kinder richten. Viele Erlebnisbäuerinnen nehmen am Programm „Erlebnis Bauernhof“ teil, in dessen Rahmen Schulkindern in Bayern die kostenlose Teilnahme an einem Lernprogramm auf dem Bauernhof ermöglicht wird. Siehe dazu www.erlebnis-bauernhof.bayern.de. Der Markt für Angebote an Erwachsene entwickelt sich gut.

Foto: StMELF

Frau Frank berichtet, dass es ein großer Glücksfall ist, dass sich gleich nach dem ersten Durchgang der Qualifizierung die „Interessensgemeinschaft Lernort Bauernhof Bayern” gegründet hat. Das Netzwerk, in dem sich die Großzahl der staatlich qualifizierten Erlebnisbäuerinnen organisiert hat, sorgt für die laufende Fort- und Weiterbildung seiner Mitglieder. Darüber hinaus unterstützt es die Erlebnisbäuerinnen und -bauern beim Marketing und bei der Ansprache verschiedener Zielgruppen. Besonders praktisch ist die virtuelle Landkarte, auf der Interessenten den passenden Erlebnisbauernhof finden können (www.lernort-bauernhof.de).

Alle, die sich näher über die Qualifizierung zur Erlebnisbäuerin informieren wollen, können das über den im Text erwähnten Link tun. Darüber hinaus ist Annemarie Frank unter der E-Mail annemarie.frank@aelf-sd.bayern.de oder unter der Telefonnummer 09433 896-321 zu erreichen.

Die Auswirkungen von Corona

Martina Veit, Ansprechpartnerin der Interessensgemeinschaft berichtet, dass die Corona-Pandemie auch die Erlebnisbäuerinnen stark gebeutelt hat. Nahezu alle haben ihr Angebot einstellen müssen. Überlegungen zu digitalen Angeboten wurden sehr häufig doch nicht verwirklicht, weil das Erlebnis nun einmal vom direkten Kontakt und all dem, was die Interessenten vor Ort hören, sehen, schmecken und riechen können, lebt. Frau Veit betont, dass die Zeit nicht tatenlos dahingegangen ist. Die Mitglieder des Netzwerkes haben sie genutzt für Renovierung- und Ausbaumaßnahmen, um sich gegenseitig zu informieren und zu unterstützen. Nun freuen sie sich darauf, hoffentlich bald wieder Besucher auf ihren Betrieben begrüßen zu dürfen. Die leuchtenden Augen ihrer Gäste haben sie lange Zeit vermisst.

Während Corona besucht ein kleiner
Spatz die Erlebnisbauernhöfe, um sie
auf Instagram vorzustellen.

Ein Spatz auf Reisen

Im November 2020 haben die Erlebnisbäuerinnen einen kleinen neugierigen Spatz auf die Reise geschickt. Er hat mittlerweile schon eine große Zahl Betriebe besucht und sich deren angebotene Erlebnisse angeschaut. Wo der kleine Spatz gelandet ist und welche Abendteuer er erlebt hat, ist auf dem Instagramkanal lernort_bauernhof zu sehen.

Ablauf der Qualifizierung

Auch das Seminar zur Betriebszweigentwicklung Erlebnisbäuerin konnte nicht wie üblich abgehalten werden. Zunächst war nicht angedacht, das Seminar online anzubieten, immerhin lebt es von den praktischen Aufgaben und dem persönlichen Austausch unter den Teilnehmern. Als dann aber nicht absehbar war, dass Präsensveranstaltungen zeitnah wieder möglich würden, wurde das Seminar doch auf online umgestellt. Annemarie Frank lobt Referenten und Teilnehmer, die unter diesen Bedingungen ihr Bestes gegeben haben. Viele Themen konnten auch online gut vermittelt werden, allerdings fehlen das Erlebnis und der Austausch vor Ort. Derzeit wird geprüft, ob zukünftig einige Inhalte generell online angeboten werden. Die Koordinatorin freut sich darauf, dass Ende Juni 2021 zwei praktische Seminartage wieder als Präsenzveranstaltung möglich sind.

Das Interesse an der Qualifizierung ist ungebrochen. Es liegen bereits deutlich mehr Interessensbekundungen vor als Plätze zur Verfügung stehen. Der nächste Durchgang startet im Januar 2022.

Sonja Hartwig-Kuhn

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