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Interview – Was bringt das Frühwarnsystem “Stoffwechselmonitoring” für die Praxis?

Interview mit Michael und Erhard Strobel

Was bringt das Frühwarnsystem „Stoffwechselmonitoring“ für die Praxis?

Familie Strobel nutzt das Stoffwechselmonitoring seit 2016 und ist begeistert. „Super, dass ich die Kühe mit subklinischen Ketose sofort erkenne“, freut sich Michael Strobel.

Erhard und Michael Strobel führen den Milchviehbetrieb gemeinsam.

Kurzvorstellung Betrieb

Im Vater-Sohn-Gespann bewirtschaften Erhard und Michael Strobel ihren Milchviehbetrieb im Oberpfälzer Landkreis Neustadt an der Waldnaab. Ihre knapp 70 Milchkühe geben pro Jahr 10.000 Liter Milch und werden in einem Boxenlaufstall mit angebautem Auslauf gehalten. Bereits seit 2016 nehmen die Strobels als Testbetrieb am Stoffwechsel-Monitoring teil.

Wie nutzen Sie das Stoffwechsel-Monitoring?

In erster Linie schaue ich mir die Auswertungen im MLP-Zwischenbericht an. Zudem nutze ich die LKV-Rind App. Die dort auffälligen Tiere sehe ich mir genauer an und prüfe, ob ein Stoffwechselproblem vorliegt. Dabei checke ich insbesondere folgende Punkte: Futteraufnahme, Klauenzustand und Nachgeburtsverhalten. Man muss beachten, dass die Auswertungen natürlich nur die Verfassung der Kuh am Tag der Milchprobe wiederspiegeln.

Wie viele auffällige Tiere entdecken Sie, die Sie ohne das Monitoring nicht gesehen hätten?

Das ist schwer zu sagen, da wir mit durchschnittlich einer behandelten Ketose pro Jahr kaum Stoffwechselprobleme haben. Die subklinischen Ketosen entdeckt das System sehr gut!

Haben Sie Verbesserungs-Vorschläge?

Ja. Es wäre hilfreich, wenn ich die Anzahl der auffälligen Tiere in meinen Betrieb mit anderen Betrieben vergleichen könnte. Dabei sollte es möglich sein nach Jahreszeit und Fütterungssystem unterscheiden zu können. Auch eine Ansicht im Zeitverlauf würde helfen. So könnte ich meine aktuelle Situation z.B. mit der im vergangenen Jahr vergleichen.

Wie beugen Sie Stoffwechselstörungen vor?

Mit der Fütterung und dem richtigen Trockensteher-Management.

Wie füttern Sie die Laktierenden?

Unsere laktierenden Milchkühe erhalten eine Teil-TMR, die für 26 bis 30 l Milch ausgelegt ist. Diese besteht aus 19 kg Gras- und 16 kg Maissilage, 0,8 kg Luzerneheu, 3 kg Getreide, 2,5 kg Maisschlempe, 0,1 kg Kalk, 0,16 kg Mineralfutter, 0,8 kg Melasse und 8 kg Wasser. Zusätzlich erhalten die Kühe bis zu 5 kg Kraftfutter am Automaten, bestehend aus einer Eigenmischung an Getreide, Körnermais und Rapsgemisch. Das Futter wird jeden Tag gegen 8 Uhr morgens neu vorgelegt.    

Wie sieht Ihr Trockensteher-Management aus?

Sieben bis acht Wochen vor der Kalbung nehme ich die Tiere aus der Herde. Mit Blickkontakt zu den anderen Damen verbringen sie die Zeit bis zur Kalbung im Trockensteher-Bereich. Dieser besteht aus fünf gummierten Hochboxen und einer Strohbucht, in der die Tiere später abkalben. Pro Tier verfüttern wir 25 kg der Laktierenden-Ration plus zwei bis drei kg kaliumarmes, nicht gedüngtes Heu.

Trockensteher-Bereich inklusive Abkalbebucht

Empfehlen Sie das Stoffwechsel-Monitoring weiter?

Ja, auf jeden Fall. Für die allg. Kontrolle des Tierbestandes und der Fütterung ist das System sehr hilfreich.

Ketosen vorbeugen – Tipps vom Profi

Um Ketosen vorzubeugen empfiehlt Günther Stark seinen Betrieben die einphasige Trockensteherration, da diese auch auf kleineren Milchkuhbeständen gut in der Praxis umsetzbar ist. So sind die Pansenbakterien keinen großen Futterumstellungen ausgesetzt und bei den Kühen fallen weniger Gruppenwechsel an. „Drei Viertel meiner Betriebe füttern die Trockensteher auf diese Weise und sind sehr zufrieden. Eine zusätzliche Anfütterungs-Gruppe wäre natürlich noch besser, ist aber auf den meisten kleinen Familienbetrieben nicht realisierbar, ergänzt er. Ein weiter Erfolgsfaktor ist eine gut gemischte Ration, die von den Kühen nicht selektiert werden kann. Dafür sollte die Ration ca. 10 Minuten mit allen Messern im Mischwagen gemischt werden und der Trockensubstanzgehalt sollte bei 38-39% liegen. Des Weiteren empfiehlt er die Kraftfuttermenge langsam zu steigern (max. 1 kg pro Woche) und einen blanken Futtertisch zu vermeiden.

Günther Stark ist seit 15 Jahren LKV-Fütterungsberater und begeistert vom Stoffwechsel-Monitoring. Er berät 78 Milchviehbetriebe, von denen knapp 40 Betriebe das Monitoring nutzen. Mit dem Tool können Landwirte bereits sehr früh erkennen, wenn sich bei den Kühen Stoffwechselstörungen anbahnen und können dann sofort handeln. Stark unterstützt die Landwirte dabei, indem er ihre Zwischenberichte nach Auffälligkeiten analysiert und sie bei Bedarf informiert.

LKV-Fütterungsberater Günther Stark empfiehlt seinen Betrieben die Auswertungen des Stoffwechsel-Monitorings zu nutzen.

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