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Interview mit Xaver Eder

Interview mit Xaver Eder

Wie es wirklich ist Braunvieh zu mästen

Xaver und Charlotte Eder sind überzeugt von der Braunviehmast. Die Tiere sind unkompliziert in der Haltung und die Gewinne können sich sehen lassen.

Seit fast drei Jahren mästet Xaver Eder zusammen mit seinen Eltern und seiner Frau Charlotte in Landau a. d. Isar Braunvieh. Im Sommer 2018 war der Preis für Fleckviehkälber hoch, als sie sich nach einer Alternative umschauten. Sie entschieden sich, auf den 350 Mastplätzen jeweils zur Hälfte Braunvieh und Blauweißbelgier-Kreuzungen einzusetzen.

Xaver und Charlotte haben sich auf die Mast von Braunvieh-Starterkälbern spezialisiert.

LKV Bayern: Warum gerade Braunvieh?

Eder: Das ist ganz einfach. Die Einstallkosten sind mit 200 € deutlich niedriger und bei einem Tierausfall ist das Risiko geringer. Die Braunviehkälber kosten aktuell 2,20 bis 2,30 € pro kg, die Belgierkreuzungstiere liegen bei 4,40 € pro kg. Mit dem Einsatz von Braunvieh und Blauweißbelgier-Kreuzungen ist mein Umlaufkapital reduziert, d. h. pro Mastdurchgang sind 14.000 € weniger gebunden.

LKV Bayern: Warum nicht nur Braunvieh?

Eder: Da die Zunahmen von Braunvieh geringer sind, setze ich zur Absicherung auf eine gesunde Mischung. Die Kreuzungstiere heben den Schnitt bei den Zunahmen sowie dem Schlachtgewicht und das Braunvieh drückt den Preis in der Gruppe. Außerdem wird somit auch die schlechtere Klassifizierung von Braunvieh ausgeglichen. In den letzten Durchgängen wurden die meisten Braunviehbullen nämlich mit der Handelsstufe R bewertet, einige auch mit O.

LKV Bayern: In welchem Rhythmus kaufen Sie Tiere zu?

Eder: Alle drei Monate stalle ich 70 neue Kälber im Alter von 3 bis 7 Wochen auf, die im Schnitt 82 bis 86 kg wiegen. Die Kälber beziehe er über die Kälbererzeugergemeinschaft Allgäu w.V. Die Zusammenarbeit klappt sehr gut und die Tierqualität stimmt. 

LKV Bayern: Wie werden die Tiere gehalten?

Eder: Wir halten die Aufzuchtkälber in einem unterdruckentlüfteten Warmstall, den wir 2010 gebaut haben. Auf der einen Seite des Stalls wird das Braunvieh eingestallt, auf der anderen Seite die Kreuzungstiere. Die Kälber werden auf 4 Buchten aufgeteilt (2×17 Tiere und 2×18 Tiere) und pro Tier stehen ihnen 2,3 m² zur Verfügung. Der vordere Teil jeder Bucht ist mit Betonspalten ausgestattet, während die Tiere im hinteren Teil eine gummierte Liegefläche vorfinden. Die Endmast erfolgt in Altgebäuden. 

LKV Bayern: Was muss bei der Fütterung beachtet werden?

Eder: Die Ration muss zu den Tieren passen. Die Aufzuchtkälber werden 2x täglich mit dem Milchtaxi gefüttert. Über die 7-wöchige Aufzuchtzeit vertränken wir pro Kalb 28 kg Magermilchaustauscher. Die Kälber werden gruppenweise mithilfe von insgesamt 18 Tränkeeimern gefüttert, die nacheinander weitergehängt werden. Dieses Vorgehen ermöglicht eine gute Tierkontrolle.

In der Mast unterscheidet er zwischen der Ration für die Vormast und Endmast. Beide Rationen enthalten zu unterschiedlichen Anteilen Gras- und Maissilage, Stroh, Getreideschrot, Mineralfutter, Eiweißergänzer sowie kohlensauren Kalk. Rationen wie diese sind auch in der Fleckviehmast gängig.

LKV Bayern: Ist der Medikamenteneinsatz höher?

Eder: Nein. Hinsichtlich Gesundheit und Krankheitsanfälligkeit kann ich keinen Unterschied feststellen.

LKV Bayern: Wie hoch sind die Tageszunahmen?

Eder: Bei der Auswertung der Gesamtgruppe erzielen wir einen Schnitt von 1280 g Zunahmen. Wenn man das Braunvieh einzeln betrachtet sind es gut 1200 g Zunahmen. 

LKV Bayern: Ist das Schlachtgewicht niedriger?

Eder: Ja. Alle Tiere werden bei uns 480 Tage gemästet. Das Braunvieh erzielt dabei durchschnittlich ein Schlachtgewicht von 380 kg, bei den Belgierkreuzungen sind es 425 kg.

LKV Bayern: Was muss bei der Vermarktung beachtet werden?

Eder: Einige Schlachtbetriebe haben Vermarktungsprogramme mit dem Lebensmitteleinzelhandel abgeschlossen. Wir liefern z. B. an den Schlachthof Waldkraiburg. Da sich dieser auf die Vermarktung vom Simmentaler Rind spezialisiert hat, wurde uns kommuniziert, dass in Zukunft möglicherweise Abschläge geltend gemacht werden. Man sollte bei der Auswahl des Schlachthofes darauf achten, dass dieser das GQ-QS-Zertifikat in der Vermarktung anerkennt und folglich auch die Zuschläge zahlt.

Ringberater Johannes Wiesmeier beurteilt zusammen mit Xaver Eder die Tiere.

Jeder Betrieb muss für sich selbst entscheiden, ob er Braunvieh mästet. Es gibt viele Vorteile die für Braunvieh sprechen, wie kurze Transportwege und geringe Einstallkosten. Natürlich spricht auch nichts gegen die klassische Fleckviehmast, auch hier wurden gute Ergebnisse erzielt. Beide Rassen haben also ihre Berechtigung in der Mast. Bei der Entscheidung für oder gegen eine Rasse sollte auch die Vermarktungssituation am örtlichen Schlachthof berücksichtigt werden.


Martina Leißner, LKV Bayern

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