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Interview mit Dr. Christoph Härle, neuer Leiter des Referats L5/Rinder, Schweine, Pferde im StMELF

Interview mit Dr. Christoph Härle, neuer Leiter des Referats L5/Rinder, Schweine, Pferde im StMELF

Zum 1. Februar 2025 hat Dr. Christoph Härle das Referat L5 „Rinder, Schweine und Pferde“ im Bayerischen Staatsministerium für Ernährung, Landwirtschaft, Forsten und Tourismus (StMELF) von Dr. Georg Beck übernommen. Damit wird Härle einer der wichtigsten Ansprechpartner im StMELF für das LKV Bayern. Im Interview wollen wir den promovierten Agrarwissenschaftler mit Brüssel-Erfahrung näher kennenlernen.

Was reizt Sie an Ihrer neuen Stelle als Referatsleiter im StMELF?

Eindeutig (wieder) näher Bezug zur landwirtschaftlichen Praxis zu haben. Die Zusammenarbeit mit Verbänden und Selbsthilfeeinrichtungen und damit die Chance, die Herausforderungen der tierischen Erzeugung im Team anzugehen und unsere Betriebe zu unterstützen, sich zukunftsfähig aufzustellen.

Welche Erfahrungen haben Sie in Ihrem bisherigen Berufsleben im Bereich der Nutztierhaltung gemacht?

Ich habe nach dem Studium zwei Jahre als Herdenmanager und Betriebsleiter in den neuen Bundesländern gearbeitet und war viereinhalb Jahre für eine Futtermittelfirma im Produktmanagement und der Beratung von Landwirten tätig. Darüber hinaus war ich viele Jahre für das Staatsgut Grub und weitere Staatsgüter verantwortlich. Meine Zuständigkeitsbereiche reichten von Milch- über Mutterkühe, Rinderaufzucht und -mast, Mastschweine und Mutterschafe.  

Welches Ziel verfolgen Sie im Rahmen Ihrer neuen Position?

Mein Ziel ist es, mit meinem Team als „Dienstleister“ für und mit Politik, Verbänden, Selbsthilfeeinrichtungen und weiteren Stakeholdern die tierische Erzeugung in Bayern zu stärken und zu unterstützen. Die Landwirte sollen sich zukunftsfähig aufstellen können. Gemeinsam gewährleisten wir, jetzt und künftig die Ernährung mit hochwertigen regionalen tierischen Lebensmitteln unter Berücksichtigung gesellschaftlicher Bedürfnisse.

Dr. Christoph Härle

Welche Rolle spielt für Sie das LKV Bayern?

Das LKV Bayern ist für mich und für die bayerische Landwirtschaftsverwaltung der entscheidende Partner in Sachen Erhebung von Leistungsdaten und produktionstechnischer Beratung im Bereich der tierischen Erzeugung.

Wo sehen Sie die Stärken des LKV Bayern, welchen Herausforderungen steht es Ihrer Meinung nach gegenüber?

Das LKV Bayern ist der Ansprechpartner Nr. 1 in Angelegenheiten der tierischen Erzeugung unter den Selbsthilfeeinrichtungen für unsere bayerischen Landwirte. Es kann auf ein exzellentes Netzwerk zurückgreifen und ist in ganz Bayern präsent. Das LKV verfügt über eine gute Infrastruktur, u.a. ein eigenes Futtermittellabor. Die Mitarbeiter sind sehr gut ausgebildet, was eine kompetente Betreuung und Beratung ermöglicht.

Neben der Gewinnung qualifizierter Fachkräfte sehe ich die Sicherstellung der Finanzierung des vielfältigen Angebotes als wesentliche Herausforderungen für die nächsten Jahre.

Werden Sie direkter Ansprechpartner für das LKV Bayern in Sachen Zucht, Haltung, Tierwohl und Fütterung für Rinder, Schweine und Pferde sein oder wird das ein Mitarbeiter übernehmen?

Mein Referat wurde in den vergangenen Monaten neu aufgestellt. Neben meinem Vorgänger, Herrn Dr. Georg Beck, ist auch mit Herrn Peter Rahbauer ein sehr erfahrener Kollege in Pension gegangen. Die Veterinärangelegenheiten sind in ein anderes Referat überführt worden.

Ich werde erster Ansprechpartner für das LKV sein. Gemeinsam mit meinem Team – Alexander Götze, Bernhard und Norbert Schneider und Daniela von Wedelstaedt – werden wir das LKV nach Kräften unterstützen.

Dr. Christoph Härle und sein Team – v.l.n.r.: Alexander Götze, Dr. Christoph Härle, Daniela von Wedelstaedt, Bernhard Schneider und Norbert Schneider Bild: StMELF

Welche Themen im Bereich Nutztierhaltung haben für Sie derzeit die größte Brisanz?

Vordringliche Themen sind aus meiner Sicht der Umbau der Tierhaltung hin zu mehr Tierwohl unter der Voraussetzung, dass die Wirtschaftlichkeit der Erzeugung gewährleistet ist und unsere Betriebe eine Perspektive für die Zukunft haben. Hinzu kommt, dass der gesellschaftliche Anspruch an eine immer umwelt- und klimaschonendere Erzeugung uns vor große Herausforderungen stellt.

Welche Themen aus der Tierhaltung wollen Sie gemeinsam mit dem LKV Bayern bearbeiten?

Mir ist es ein großes Anliegen, dass unsere Betriebe gute Partner an ihrer Seite haben. Deshalb möchte ich das LKV unterstützen, die Beratungs- und Betreuungsangebote noch passgenauer weiterzuentwickeln. Der Mehrwert, den das LKV den Tierhaltern bietet, sollte noch sichtbarer und ein fester Berater auf jedem Betrieb zur Selbstverständlichkeit werden.

Sie waren zuletzt als Vertreter des StMELF in Brüssel tätig. Was waren Ihre Aufgaben und inwieweit können Sie Ihre Erfahrungen in die neue Aufgabe einfließen lassen?

Meine Hauptaufgabe in Brüssel war es, Bindeglied zwischen der bayerischen Landwirtschaftsverwaltung und den europäischen Institutionen in Brüssel zu sein. Das heißt ich habe versucht, bayerische Anliegen in Bezug auf die Land-, Ernährungs- und Forstwirtschaft in Brüssel einzuspeisen und Informationen im Hinblick auf die zukünftige Gemeinsame Agrarpolitik und andere Gesetzgebungsverfahren frühzeitig nach Bayern gespiegelt, damit Politik, Verwaltung und Verbände sich damit auseinandersetzen und entsprechend darauf reagieren können.

Welche Erfahrungen aus anderen Tätigkeiten werden Ihnen hilfreich sein?

Ich habe immer die Nähe zur Praxis und den Kontakt zu landwirtschaftlichen Betrieben gesucht. Das „erdet“ mich und hilft mir, diejenigen nicht aus den Augen zu verlieren, die entscheidend für die Erzeugung unserer hochwertigen landwirtschaftlichen Produkte sind – unsere Landwirte.

Was denken Sie, wie die bayerische Landwirtschaft, insbesondere die Nutztierhaltung in zehn Jahren aussehen wird?

Der Strukturwandel wird weitergehen und wir werden leider auch Betriebe verlieren, die aufgrund ihrer Größe und ihrer Ausrichtung grundsätzlich zukunftsfähig sind, bei denen aber beispielsweise die Betriebsnachfolge nicht gesichert ist. Ich rechne damit, dass das Thema Ernährungssicherung und insbesondere die Versorgung mit hochqualitativen regionalen landwirtschaftlichen Erzeugnissen noch mehr an Bedeutung gewinnen wird. Der Spagat zwischen gesellschaftlichem Anspruch, Praktikabilität und Wirtschaftlichkeit, insbesondere im Hinblick auf Tierwohl wird uns verstärkt herausfordern.

Welchen Beitrag müssen Ihrer Meinung nach Landwirte, Berufsvertretung und Politik für eine zukunftsfähige Landwirtschaft leisten? Welche Rolle spielen dabei Selbsthilfeorganisationen wie das LKV Bayern?

Noch wichtiger als in der Vergangenheit wird die Arbeit im Team bzw. im Verbund sein, um die zukünftigen Herausforderungen erfolgreich meistern zu können. Das heißt, Kompromissfähigkeit, ein gutes Miteinander und ein „An-Einem-Strang-Ziehen“ wird mehr denn je gefragt sein. Die Betriebe werden auch zukünftig wachsen und die Anforderungen an die landwirtschaftliche Erzeugung weiter steigen, deshalb brauchen die Landwirte verlässliche Partner in Leistungsprüfung und Beratung. Hier sehe ich die Aufgabe des LKV – bereits heute und vor allem in der Zukunft.

Was wollen Sie den LKV-Landwirten, aber auch den LKV-Mitarbeitern mit auf den Weg geben?

Herzlichen Dank und „Vergelt´s Gott“ für die gute und wichtige Arbeit, verbunden mit meinen besten Wünschen für Erfolg und Freude bei der Arbeit und jederzeit die nötige Motivation, um durchzuhalten und nicht aufzugeben😊!

Vielen Dank für die interessanten Antworten, Herr Dr. Härle!

Sonja Hartwig-Kuhn

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