Hitzestress vermeiden – Tipps vom Berater
LKV-Kuhkomfort-Berater Georg Sachsenhammer weiß, unsere Kühe mögen keine Hitze. Schon ab 16 °C beginnt milder Hitzestress, mit Leistungseinbußen ist ab 22 °C zu rechnen (DLG Merkblatt 450). Unterstützen wir unsere Kühe nicht ausreichend dabei, ihren Wärmehaushalt auszugleichen, drohen darüber hinaus Fruchtbarkeitsprobleme, Stoffwechselstörungen, Euterentzündungen und Klauenprobleme.
Auch Kälber werden in ihrer Entwicklung durch hohe Temperaturen beeinträchtigt. Im Herbst sind sie anfälliger gegenüber Kälberkrankheiten wie Durchfall und Lungenleiden. Das kann so weit gehen, dass die Tiere in ihrer ersten Laktation nicht die Leistung bringen können, die genetisch möglich wäre.
Mit Maßnahmen in den Bereichen Wasserversorgung, Lüftung, Kühlung und gegebenenfalls auch Befeuchtung können Sie diese Folgen von Ihren Tieren abwenden. LKV-Kuhkomfort-Berater Georg Sachsenhammer hat die wichtigsten Tipps:
Wasserversorgung
Kühe nehmen bis zu 180 Liter am Tag auf. Je wärmer es wird, umso mehr Wasser benötigen sie, um die Milchleistung, Fruchtbarkeit und Gesundheit zu erhalten. Je mehr Tränken vorhanden sind, umso leichter können vor allem rangniedere Tiere den Wasserbedarf decken. Zudem muss an die Tränkehygiene gedacht werden. Warme Stalltemperaturen fördern das Algenwachstum im Tränkewasser. Eine tägliche Reinigung ist hier besonders wichtig.
Über Atmung und Schwitzen können Kühe Wasserdampf abgeben. Dieser Mechanismus hat natürliche Grenzen und ist noch dazu abhängig von der Luftfeuchtigkeit. Nichtsdestotrotz ist der uneingeschränkte Zugang zu ausreichend, frischem, kühlem Wasser ein wichtiger Beitrag gegen eine Wärmebelastung. Verteilen Sie daher ausreichend Tränken im Stall, die Sie selbstverständlich auch regelmäßig reinigen.


Belüftung
Die Belüftung sorgt für den Luftwechsel. Je nach Stall sollten ein oder mehrere Lüfter installiert werden, die frische Außenluft ansaugen und in den Stall drücken. Dabei wird verbrauchte, schadgashaltige Luft aus dem Stall verdrängt. Bei zunehmender Temperatur steigt im Stall neben der Luftfeuchte auch die Ausgasung des Ammoniaks aus Güllekanal und Laufflächen. Zum Wohl von Mensch und Tier muss dieses Gas raus aus dem Stall.
Der erste Lüfter sollte dazu vor einer verschließbaren Öffnung in der Wand montiert werden. Bei einer Längslüftung bietet sich die Giebelwand an. Bei einer Querlüftung ist ohnehin meist ein Hubfenster oder Curtain als Wandverkleidung vorhanden. Der oder die ersten Lüfter sollten dabei ca. 1-1,5 Meter vor der Öffnung im Stall montiert werden.
Kühlung
Kühlung wird durch Luftströmung erreicht. Angemessene Kühlung führt zu normalem und notwendigem Liegeverhalten der Kühe. Bei zu hohen Temperaturen liegen die Tiere seltener und stehen länger in den Gängen. Außerdem halten sie sich vermehrt vor offenen Toren und in Nähe der Tränken auf.
Richten Sie die Lüfter direkt auf die Liegebuchten aus, die Luftgeschwindigkeit muss mindestens 2-3 Meter pro Sekunde betragen. So wird angestaute und überschüssige Körperwärme aus dem Fell transportiert.
Belüftung oder Kühlung – was ist wichtiger?
Achten Sie bei der Wahl der Lüfter auf Wurfweite, Geräuschpegel, Luftleistung und den Stromverbrauch. Die Priorisierung von Belüftung oder Kühlung ist abhängig von den baulichen Gegebenheiten. In offeneren Ställen ist die Luftqualität ohnehin gut, legen Sie hier den Fokus auf die Kühlung. Hat Ihr Stall jedoch eine geringe Wandöffnungsfläche, legen Sie das Hauptaugenmerk auf die Belüftung. Beide Prinzipien erreichen Sie durch eine gute Längs- oder Querbelüftung. Meine Kollegen aus der LKV-Haltungsberatung und ich stehen Ihnen bei der Planung gerne zur Seite.
Einbau und Betrieb
Der Abstand zwischen Stallboden und Unterkante Lüfter sollte 2,70 Meter betragen. Bei dieser Höhe steigt die Wurfleistung, der Geräuschpegel sinkt und zusätzlich können Sie auf Schutzgitter verzichten. Beachten Sie: Der Lüfter wird sich im Betrieb nicht selbstständig ausrichten, wir empfehlen daher dringend die Ausrichtung der Neigung per Kette oder Ähnlichem.

Die Steuerung sollte auf alle Fälle automatisch, abhängig von der Temperatur und drehzahlgeregelt erfolgen. Ab ca. 12-15 °C sollten die Lüfter bei niedriger Drehzahl anlaufen. Bei 20 °C und mehr müssen sie auf Hochtour drehen. Vermeiden Sie es, bei hohen Temperaturen schlagartig auf hohen Drehzahlen zu starten. Ihre Kühe würden zu schnell auskühlen, was zu Lungenentzündungen führen kann. Grundsätzlich rate ich von der manuellen Bedienung der Lüfter ab.
Wasservernebelung
Während gut eingestellte Lüfter für mich Pflicht sind, ist eine Anlage zur Wasservernebelung optional. Sie kann an sehr heißen Tagen mit über 26 °C und maximal 70 Prozent Luftfeuchtigkeit zum Einsatz kommen. Die feinzerstäubten Wassertropfen kondensieren und kühlen dadurch die Luft zusätzlich ab. Der Wasserdampf wird dann durch den von den Lüftern erzeugten Luftwechsel aus dem Stall gedrückt.
Kontakt
Sie wünschen genaue und unabhängige Beratung bei der Lüfterplanung, die LKV-Kuhkomfort-Berater unterstützen Sie gerne bei der Entscheidungsfindung. Halten Sie dazu Ihren Stallgrundriss bereit. Für mehr Informationen erreichen Sie uns unter 089/544 348–934 oder beratung@lkv.bayern.de.
Georg Sachsenhammer, Sonja Hartwig-Kuhn