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Gemeinsam stärker: Wie Betriebe durch Zusammenarbeit erfolgreich sein können

Gemeinsam stärker: Wie Betriebe durch Zusammenarbeit erfolgreich sein können

Friedhelm Dickow ist ein Landwirt, der sich für den Erhalt der Tierhaltung und kleiner Betriebe einsetzt. Er zeigt, dass konventionelle Landwirtschaft und Biodiversität sich nicht ausschließen, indem er seinen Hof und seine Herangehensweise vorstellt.

Friedhelm Dickow (re) und Sebastian Dickow (li) sind Landwirte aus Leidenschaft.

Als ich am frühen Nachmittag auf dem Hof der Familie Dickow ankomme, werde ich herzlich in Empfang genommen. Friedhelm Dickhow und sein Sohn Sebastian haben mir ihre Vision der nachhaltigen Landwirtschaft gezeigt.

Wie alles begann

Friedhelm Dickow zog im Alter von zwölf Jahren von Nordrhein-Westfalen nach Bayern. Nach der Schule absolvierte er sein Landwirtschaftsstudium in Landshut-Schönbrunn. Bereits 1982 pachtete er den Hof seines Vaters, auf dem 300 Mastbullen gehalten wurden. Sieben Jahre später übernahm er den Betrieb. Heute bewirtschaftet Friedhelm Dickow zusammen mit seiner Frau Ulrike und Sohn Sebastian rund 100 ha Land. Davon sind 70 ha Ackerland, 23 ha Wald und 4 ha Grünland. Das Team wird von einem Lehrling unterstützt und auch Praktikanten aus aller Welt sind immer willkommen.

Von „kuhlen“ Fressern zu bulligen Masttieren

Der Rinderstall bietet Platz für 120 Mastbullen. Seit über 30 Jahren bezieht Dickow seine Fresser von einem festen Erzeuger. Durch die langjährige Zusammenarbeit hat der Betrieb kaum gesundheitliche Probleme bei seinen Bullen. Die Fresser kommen mit einem Gewicht von 220 kg auf den Betrieb und werden innerhalb von einem Jahr auf ein Endgewicht von etwa 750 kg gemästet. Das gute Management des Betriebs zahlt sich aus, denn die Tiere haben im Schnitt ein Schlachtgewicht von 430 kg.

Die Vermarktung und Schlachtung der Tiere erfolgt über die EG Südbayern. Auch hier setzt Friedhelm Dickow auf eine gute Zusammenarbeit.

Im Rinderstall leben 120 Mastbullen.
Familie Dickow ist stolz auf ihre Bayerischen Ferkel.

Auf´s Schwein gekommen

Während der BSE-Krise im Jahr 2001 schaffte Friedhelm Dickow ein zweites Standbein für seinen Betrieb. Er entschied sich für die Babyferkel und baute einen Teil seines Rinderstalls für 1600 Ferkelplätze um. Die Ferkel werden von der EG Südbayern mit einem Gewicht von ca. 8 kg an ihn vermittelt und nach neun Wochen mit einem Gewicht von guten 30 kg an den Mäster weitergegeben. Auch hier setzt Dickow auf feste Kooperationen und bezieht seine Schweine aus maximal fünf verschiedenen Herkünften. Dies ermöglicht es ihm einen einheitlichen Gesundheitsstatus zu schaffen und beizubehalten. Gleichzeitig ist es ihm wichtig, kleinen Ferkelerzeugern eine Zukunft zu bieten und sie zu unterstützen.

Durch die Teilnahme an GQ Bayern ist Dickow auf in Bayern geborene Ferkel angewiesen. Trotz der Expansion der Schweinemast in Niederbayern und der steigenden Nachfrage geht die Zahl der Züchter zurück. Dadurch gibt es zu wenige bayerische Ferkel, was zu einer Herausforderung für den Betrieb wird.

Gründung Maschinengemeinschaft und Bau der Biogasanlagen

2005 gründete Friedhelm Dickow mit vier weiteren Landwirten eine Maschinengemeinschaft. Gemeinsam schafften die Partner moderne und leistungsstarke Maschinen an, die bei insgesamt 650 ha bewirtschafteter Fläche voll ausgelastet werden. Darüber hinaus können sie viele Arbeitsschritte direkt hintereinander ausführen, was die Effizienz steigert. Das erforderte eine gewisse Vorplanung und Absprache unter den Mitgliedern. Neben der Maschinengemeinschaft bauten die Partner 2005 eine 500 kW Biogasanlage und 2009 eine zweite 250 kW Anlage. Durch die Biogasanlagen können die Landwirte Energie erzeugen und die Reststoffe als wertvollen Dünger auf den Feldern einsetzen.

Gute Kooperationen als Schlüssel zum Erfolg

Dickow betont, dass die Tierhaltung ein wichtiger Betriebsbereich ist. 85% des landwirtschaftlichen Aufwuchses werden für die Fütterung der Rinder und Ferkel benötigt. Die anfallende Gülle wird in der Biogasanlage zur Strom- und Wärmeerzeugung eingesetzt. Allerdings stellt sich die Frage, wie viele Tierhalter es in Zukunft noch geben wird. Für Dickow ist der Schlüssel zum Erfolg die Etablierung fester vertraglicher Beziehungen und guter Kooperationen. Ein stabiler Betrieb zeichnet sich durch Kontinuität in seinen Prozessen, wobei eine sorgfältige Planung und eine langfristige Vertragsbindung unerlässlich ist.

Eine wichtige Erkenntnis aus der Corona-Krise ist, dass die Märkte vulnerabler sind als man denkt. Es ist daher wichtig, Zusammenarbeit und Zusammenhalt der Lieferketten zu stärken, um in schwierigen Zeiten zu bestehen. Die vertikale Integration spielt dabei eine große Rolle. Nur wenn Lebensmitteleinzelhandel, Großhandel, Schlachter und Erzeuger an einem Strang ziehen, können alle davon leben. Um die Kosten für Aufzucht, Mast und Verarbeitung zu ermitteln und den Preis für das Endprodukt angemessen zu gestalten, ist es wichtig, dass alle Beteiligten aufgeschlossen sind und die Anteile für die einzelnen Segmente berechnet und gerecht verteilt werden.

Für Streicheleinheiten findet sich immer Zeit.

Voller Einsatz für Landwirtschaft und Tierhaltung

Seit über 25 Jahren ist Friedhelm Dickow Vorsitzender des Rindermastrings Süd und stellvertretender Vorsitzender des Fleischerzeugerring Landshut e. V. Daneben ist er auch beim Bayerischen Bauernverband (BBV) aktiv und seit zehn Jahren Kreisobmann von Dingolfing-Landau. Im Jahr 2021 wurde er zudem zum Aufsichtsratsvorsitzenden der Erzeugergemeinschaft Südbayern gewählt. In all diesen Positionen setzt er sich für den Erhalt und Fortbestand der Tierhaltung und Landwirtschaft in Bayern ein. Friedhelm Dickow motiviert nicht nur Landwirte, sondern macht auch die Politik auf Missstände aufmerksam und will Lösungen erarbeiten.

Es ist offensichtlich, dass die Leidenschaft für die Landwirtschaft in der Familie verankert ist. Auch sein Sohn Sebastian engagiert sich. Der Landwirtschaftsmeister ist nicht nur zweiter stellvertretender BBV-Kreisobmann, sondern auch stellvertretender Bezirks- und Veredelungspräsident. Zusammen setzen sich Vater und Sohn dafür ein, dass die Landwirtschaft und Tierhaltung in Bayern auch in Zukunft eine bedeutende Rolle spielen. „Wir sind halt gerne Landwirte!“, sagen beide.

Qualifizierte Beratung ist unerlässlich

Dickow ist überzeugt, dass eine unabhängige Beratung für Landwirte unersetzbar ist. Wirtschaftlichkeit und biologische Leistung seiner Tiere haben sich durch die LKV-Ringberatung verbessert. Die LKV-Berater unterstützen uns dabei, die QS-Richtlinien zu erfüllen. Sie geben uns wertvolle Tipps, um die Arbeit zu erleichtern und die Prozesse zu optimieren. Diese umfassende Beratung wird großzügig vom Staat gefördert, und Dickow hofft, dass dies auch in Zukunft so bleibt.

So vielseitig ist konventionelle Landwirtschaft

Friedhelm Dickow und sein Sohn Sebastian engagieren sich auch im Bereich biologische Vielfalt. Ihr Betrieb ist einer der zehn Demonstrationsbetriebe des Dialog- und Demonstrationsprojekt F.R.A.N.Z. (Für Ressourcen, Agrarwirtschaft und Naturschutz mit Zukunft). Das Projekt ist ein Vorreiter in Sachen Naturschutz und nachhaltige Landwirtschaft. Ziel ist es, effiziente Naturschutzmaßnahmen und Bewirtschaftungskonzepte zu entwickeln, die sich sowohl für die Umwelt als auch für die Betriebe selbst rentieren. Dickows nehmen bereits seit sieben Jahren teil.

In jedem Betrieb werden mehrere Maßnahmen umgesetzt, die dazu beitragen, Lebensräume für typische wildlebende Tier- und Pflanzenarten der Agrarlandschaft zu schaffen. Die die Maßnahmen müssen praxistauglich und wirtschaftlich tragfähig sein, damit sie langfristig umgesetzt werden. Im Projekt F.R.A.N.Z. werden auch neue Ideen entwickelt und erprobt. Dadurch können Impulse für die Agrar- und Umweltpolitik gegeben werden, um geeignete ordnungs- und förderrechtliche Rahmenbedingungen zu schaffen.

Mehrjährige Blühstreifen bieten ein reichhaltiges Angebot an Nahrung und zur Deckung für die Tierwelt Foto: Bay. KulturLandStiftung

Doch das ist nicht das einzige Projekt an dem Dickow teilnimmt. Beim HumusKlimaNetz werden auf 150 ökologisch und konventionell wirtschaftenden Betrieben in zehn verschiedenen Regionen über ganz Deutschland verteilt Maßnahmen zum Humusaufbau in Ackerböden erprobt. Der Humus in landwirtschaftlichen Böden spielt eine zentrale Rolle bei der Bodenfruchtbarkeit, dem Bodenleben, dem Wasserhaushalt, der Nährstoffverfügbarkeit und der Erosionsminderung. Darüber hinaus bindet er große Mengen an Kohlenstoff im Boden und leistet somit einen Beitrag zum Klimaschutz.

Gemeinsam mit den Wissenschaftlern des Thünen-Instituts wird ein Maßnahmenkatalog inklusive der jeweiligen Kosten erstellt. Um die pflanzenbaulichen und ökonomischen Effekte der Maßnahmen zu bewerten, geben die Landwirte die Daten in eine Datenbank ein. Daraus werden schlag- und produktspezifische sowie gesamtbetriebliche Klimabilanzen erstellt. Auf diese Weise können mögliche Verlagerungseffekte erkannt und Ertragsrückgänge berücksichtigt werden.

Dickow und die anderen Teilnehmer bringen sich aktiv in die Gestaltung der Maßnahmen ein und geben regelmäßig Feedback zu Herausforderungen, die sie bei der Umsetzung erleben.

Die organische Substanz im Boden ist ein wichtiger Indikator für die Bodenfruchtbarkeit und wird durch die landwirtschaftliche Bewirtschaftung beeinflusst. Foto: Thünen-Institut/Axel Don

Fazit meines Besuchs

Friedhelm Dickow und sein Team haben mir gezeigt, dass konventionelle Landwirtschaft und die Förderung der Biodiversität miteinander vereinbar sind.

 

Stephanie Hoppe

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