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Gewagt und geschafft – einen Tretmiststall günstig selber bauen

Gewagt und geschafft – einen Tretmiststall günstig selber bauen

Zusammen mit seinem Bruder Ingo und einem großen Freundeskreis hat Simon Amend etwas Großes gewagt: im Spessart einen Tretmiststall für 100 Tiere selbst bauen. In einer Region, in der aufgrund ackerbaulicher Ertragsschwächen eher wenige Mastrinder gehalten werden. Und ohne landwirtschaftliche Ausbildung.

2011 übernahmen die Brüder die Hofstelle im unterfränkischen Landkreis Main-Spessart von ihren Eltern. Über 20 Jahre hielt der Vater hier hobbymäßig Charolais-Mutterkühe und der kleine Stall wurde nach und nach umgebaut, bzw. erweitert. 2018 wurde dann eine Entscheidung fällig: aufhören oder neu bauen. Aufhören kam für sie nicht in Frage, da der Betrieb mit Fläche und Maschinen gut ausgestattet ist. „Es sollte etwas Größeres werden, das neben den Vollzeitjobs in der Industrie mit wenig Arbeitsaufwand einfach und kostengünstig zu bewirtschaften ist“, erklärt Simon Amend. Da der 100 ha starke Betrieb keine arrondierten Weideflächen bietet, fiel der Ausbau der Mutterkuhhaltung schon mal raus. Aber Ackerbau nach guter fachlicher Praxis ist auf den ertragsschwachen Böden nur mit tierischem Dünger sinnvoll. Der 35-Jährige ließ sich bei über 30 Betriebsbesuchen inspirieren. Da die starke Hanglage auf 300 Höhenmetern nicht allzu viele Optionen erlaubt, fiel die Wahl schließlich auf einen Tretmiststall für Mastrinder.

Von der Idee zum fertigen Tretmiststall

Eine Pultdachhalle ist kostengünstig und macht geländebedingt Sinn. Somit war schon mal klar, dass nur ein Ein-Reiher möglich ist. Um den Tieren Stress zu ersparen, möchte Amend die eingestallten Tiergruppen bis zur Schlachtung in der gleichen Box halten. Da hierfür mehr Tiere pro Gruppe notwendig sind, plant er 20 Tiere pro Bucht. Außerdem ist dies ein Zugewinn an Liegefläche, v. a. für die jüngeren Bullen.

Der für 100 Tiere ausgelegte Stall ist 30 m lang und 15 m breit. Die einzelnen Boxen sind 6 m x 15 m groß, wobei die ersten 4,5 m planbefestigt sind. Den Tieren stehen durchschnittlich 5,8 m² zur Verfügung und das Tier-Fressplatzverhältnis beträgt 1,3:1. Für die Buchtenabtrennungen im Strohbereich hat Amend massive Betonwände gewählt, da diese eine lange Lebensdauer versprechen und einen tollen Nebeneffekt haben. „Weil die Tiere beim Ausruhen nicht die Nachbartiere der Nebenbox sehen können, kommt es zu deutlich weniger Rangkämpfen“, erzählt er.

Der Futtertisch ist südwestlich ausgerichtet und die Tiere profitieren von dem hellen Sonnenlicht. Das darüber liegende Vorderdach ist um 2,5 m verlängert, um Regen und Schnee abzuhalten. Um Hitzestress entgegenzuwirken wurden als Dachplatten isolierende Sandwichplatten verbaut, d. h. von oben kann keine Wärme auf die Tiere einstrahlen. Am höchsten Punkt erreicht das Dach eine Höhe von 9 m. Dank dem Kamineffekt des Pultdaches kann die von den Tieren erzeugte Wärme nach oben abziehen. Für die Liegefläche wurde ein Gefälle von 3 % eingebaut. So ist sichergestellt, dass die Tiere den Mist aufgrund des Eigengewichtes nach vorne treten. Zwei Mal pro Woche mistet Simon Amend den planbefestigten Laufstall mit einem Weidemann aus.

Die Fressgitter hat Amend selbst geschweißt. Hinter dem Liegebereich lagert der Strohvorrat zum Einstreuen.
Die Tiere fühlen sich sichtlich wohl und sind sehr entspannt.

Planung Tretmiststall

Die Stallplanung und Konstruktion hat Simon Amend selber gezeichnet. Nachdem er noch ein paar Tipps von einem befreundeten Kreisveterinär mitaufgenommen hatte, ließ er den Plan von einem Statiker abnehmen.

Bau und Einzug in den Tretmiststall

Gebaut wurde der Stall dann in kompletter Eigenleistung, der gesamte Freundeskreis durfte sich einbringen, erzählt Simon Amend lachend. Im Oktober 2018 wurde die gekaufte Stahlkonstruktion aufgestellt und die Bauhülle wurde aufgebaut. Im März 2019 erfolgte dann der Innenausbau mit dem Gießen der Betonböden und –wände sowie dem Schweißen der Fressgitter. Im Juni 2020 sind die Amends mit dem eigenen Restbestand der Mutterkuhherde eingezogen.

Kosten Tretmiststall

Die Kosten des gesamten Stalls beziffert der Landwirt auf 70.000 €, exklusive Lohnkosten. Für die Stahlkonstruktion inklusive der Hölzer wurden 30.000 € ausgegeben, die Kosten für das Dach belaufen sich auf 16.000 € sowie 24.000 € für den Innenausbau. Folglich kostet der Tierplatz 900 bis 1000€, exklusive Lohnkosten. Da die Brüder voll erwerbstätig sind, stand die Finanzierung auf einem sicheren Fundament.

Automatisieren um Zeit zu sparen

Die Begeisterung für Technik kommt Simon Amend auch auf seinem Betrieb zu Gute. Um Zeit zu sparen und die Liegefläche optimal einzustreuen hat er einen Einstreuroboter gebaut. Das Grundgerüst entstammt einem alten Ladewagen und Kettenförderbänder sorgen dafür, dass die Konstruktion an der Längsseite des Stalls auf und ab fahren kann. An einer Trommel angeschweißte Messer schneiden das Stroh klein, bevor dieses über einen Prallteller im Liegebereich der Tiere verteilt wird. „Mit dem Einstreuroboter konnten wir die täglich benötigte Strohmenge von 4 kg auf 2,5 kg pro Tier senken. Da das Stroh geschnitten wird, ist die Saugkraft deutlich höher“, berichtet Amend. Der Strohregen ist immer wieder ein Erlebnis für die Tiere. Aktuell plant der junge Betriebsleiter einen Fütterungsroboter als selbst gebaute Konstruktion. Dafür möchte er einen kleinen Futtermischer nutzen, der schienengeführt am Futtertisch entlang fahren soll.

Simon Amend vor seinem selbst gebauten Einstreuroboter.
Stefanie Ascherl und Simon Amend beurteilen gemeinsam die Ration.

Rund um gut beraten mit der LKV-Ringberatung

Das AELF in Würzburg empfahl Simon Amend Anfang 2020 die LKV-Ringberatung in Anspruch zu nehmen. Dafür ist er sehr dankbar, denn Sophia Rau (ehemalige LKV-Ringberaterin) und Stefanie Ascherl haben ihm geholfen, die Grundsteine für eine erfolgreiche Rindermast zu legen. „Zu Beginn haben wir geschaut, wo der Betrieb hin möchte“, erklärt Sophia Rau. „Da das Hauptziel der Brüder gesunde Tiere sind, haben wir als erstes an einer bedarfsgerechten Futterration gearbeitet. Dafür haben wir erfasst, was der Betrieb an eigens produzierten Futtermittel zu bieten hat“. 

„Da Rapsschrot sehr teuer ist, habe ich mich im letzten Jahr entschlossen Ackerbohne anbauen und auf diese Weise den Proteinbedarf der Tiere decken“, berichtet Amend. Zudem entspricht der eigene Futterbau meiner Idee von Kreislaufwirtschaft, ich möchte möglichst wenige Futtermittel zukaufen. Aktuell werden in einer fünfgliedrigen Fruchtfolge Mais, Roggen, Gerste, Ackerbohnen und Weizen angebaut. Alle Leistungsgruppen erhalten derzeit übergangsweise noch die gleiche Ration, die aus Maissilage, Gerste-Ganzpflanzensilage, Rapsschrot, Mineralfutter und Viehsalz zusammengesetzt ist. „Im zweiten Schritt haben wir uns den Rahmenbedingungen gewidmet“, erläutert Sophia Rau. Dazu zählen das Finden eines Tierarztes, die Dokumentation für die Tierarzneimitteldatenbank, QS- als auch VLOG-Zertifizierung, die Düngebedarfsermittlung sowie die Vermarktung. Wenn Ende Oktober die ersten Tiere mit 18 Monaten geschlachtet werden, wird die LKV-Ringberaterin Stefanie Ascherl die Leistungszahlen analysieren und den Jahresabschluss Rindermast überreichen. Auf die Ergebnisse ist Amend sehr gespannt, schließlich will er im oberen Drittel der Mastergebnisse mitspielen.

Über den Zugang zur Maschinenhalle kann die Tierkontrolle optimal von oben erfolgen.

Fazit Tretmiststall

Für die Amends hat sich das Stallkonzept schon jetzt bewährt. Sie würden den Stall wieder genauso bauen, allerdings mit einem verlängerten Vordach und mehr Tränken. Denn je nachdem wie man die Anzahl der Tränken pro Tier errechnet, reicht es für die neuen Vorgaben der unterschiedlichen Haltungsempfehlungen aus oder eben nicht. Anderen Landwirten empfiehlt Amend den Neubau eines Stalls nur, wenn sie wirklich dahinter stehen und die Finanzierung auf sicheren Beinen steht.

Die LKV-Ringberatung kann er uneingeschränkt weiterempfehlen: „Gerade weil ich den Betrieb ohne landwirtschaftliche Ausbildung aufgebaut habe, ist es besonders hilfreich, Top-Berater an meiner Seite zu haben“, sagt Amend. Trotzdem hat er sich für den Winter an der Abendschule für das „Bildungsprogramm Landwirt“ eingeschrieben, um die landwirtschaftliche Lehre zu absolvieren.

Die LKV-Ringberatung kann er uneingeschränkt weiterempfehlen: „Gerade weil ich den Betrieb ohne landwirtschaftliche Ausbildung aufgebaut habe, ist es besonders hilfreich, Top-Berater an meiner Seite zu haben“, sagt Amend. Trotzdem hat er sich für den Winter an der Abendschule für das „Bildungsprogramm Landwirt“ eingeschrieben, um die landwirtschaftliche Lehre zu absolvieren.

Kurz vorgestellt: Stefanie Ascherl

Seit Juli 2021 arbeitet die gelernte Landwirtin in Teilzeit als LKV-Ringberaterin für Rindermast. Daneben bewirtschaftet sie zusammen mit ihrer Familie den elterlichen Rindermastbetrieb. Zwei bis fünf Mal pro Jahr besucht die 24-Jährige ihre 44 Betriebe im nördlichen Unterfranken.

Überblick über die Leistungen der LKV-Ringberater Rindermast

  • Betreuung von Rindermastbetriebe aller Produktionsrichtungen (Bullen-, Färsen- und Ochsenmast)
  • Erfassung und Auswertung der produktionstechnischen sowie wirtschaftlichen Daten
  • Optimale Kontrolle über die biologische Leistungen Ihrer Mastrinder, Tiergesundheit, Kosten und Erträge des Betriebszweiges, ökonomische Auswertungen in Form von direktkostenfreier Leistung
  • LKV-Betriebsvergleich
  • Individuelle Auswertungen im Portal FLP-online
  • Individuelle Beratungsempfehlungen und Managementstrategien für die Bereiche Fütterung, Haltung, Stallklima, Bestandsführung, Qualitätssicherung, Vermarktung, Nährstoffbilanz und die Einhaltung gesetzlicher Vorgaben.

 

Martina Leißner

Aktuelles VOM lkv bayern

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