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Einblick in die moderne Schweinehaltung: Wartesauen auf Stroh

Einblick in die moderne Schweinehaltung: Wartesauen auf Stroh

Manfred Freudenstein zeigt mit seinem durchdachten Stallkonzept und der Anpassung seines Betriebs an moderne Standards, wie Landwirte Innovation und Tierwohl in Einklang bringen können. Doch was macht seine Schweinehaltung so besonders? Wir haben ihn auf seinem Hof besucht und uns seine Geschichte erzählen lassen.

Manfred Freudenstein hält seine Wartesauen auf Stroh.

Bei strahlendem Sonnenschein komme ich auf dem Betrieb an. Im Hintergrund höre ich schon das Grunzen der Schweine und das Rascheln im Stroh. Ich werde herzlich von Manfred Freudenstein begrüßt und dabei neugierig von seinen Tieren beobachtet.

Ein vielseitiger Betrieb mit Fokus auf Schweinehaltung

Manfred Freudenstein bewirtschaftet zusammen mit seinem Sohn und einem Mitarbeiter einen landwirtschaftlichen Betrieb, der sich auf die Haltung von Schweinen spezialisiert hat. Mit 200 Zuchtsauen, eigener Jungsauenaufzucht, 150 Mastplätzen und einer Vermarktung über die Erzeugergemeinschaft Südbayern eG, spielt sein Betrieb eine wichtige Rolle in der regionalen Fleischerzeugung. Neben der Tierhaltung bewirtschaftet Freudenstein 42 ha Ackerland, 10 ha Wald und ist als stellvertretender Vorsitzender des Fleischerzeugerrings Niederbayern e.V. aktiv. Hierdurch besteht eine sehr enge Verbindung zum LKV Bayern e.V.

Manfred Freudensteins Schweine fühlen sich sauwohl.
Von der Idee zum fertigen Stall

Manfred Freudenstein hat den Bau seines Schweinestalls gut durchdacht und geplant, um den Anforderungen moderner Landwirtschaft gerecht zu werden. Vor der eigentlichen Umsetzung ließ er sich von bestehenden Stallkonzepten inspirieren. Ein von TopAgrar ausgezeichneter Schweinestall in Nordrhein-Westfalen hat ihm schließlich so gut gefallen, dass er dieses Konzept übernommen hat.

2005 begann Manfred Freudenstein mit dem Bau seines eigenen Stalls. Dabei achtete er darauf, ausreichend Platz und eine durchdachte Struktur in den Abteilen zu schaffen. Gleichzeitig war es ihm wichtig, optimale Bedingungen sowohl für ihn als auch für seine Mitarbeiter zu schaffen. Dazu gehörten Aspekte wie ausreichend Platz für den Frontlader und ein breiter Triebgang für die Schweine. So entstand ein geräumiger Stall mit den Maßen 38 x 18 Meter, unterteilt in fünf separate Abteile mit Auslauf.

Anfangs bot der Stall Platz für etwa 240 Tiere und Freudenstein betreute insgesamt mehr als 400 Zuchtsauen. Um den gestiegenen Ansprüchen an das Tierwohl gerecht zu werden, entschloss er sich dazu, seinen Tierbestand um die Hälfte zu reduzieren. Mit dieser Maßnahme erfüllte sein Stall auch die Anforderungen für BayProTier. Das Programm BayProTier vom Bayerischen Staatsministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten gleicht höhere Kosten für mehr Tierwohl aus. Manfred Freudenstein setzt auf Trockenfütterung, bei der den Schweinen eine ausgewogene Mischung aus Getreide und Soja angeboten wird. Innerhalb des Stalls stehen den Tieren Tränkebecken zur Verfügung, während im Außenbereich Nippeltränken installiert sind. Dies gewährleistet eine kontinuierliche Wasserversorgung für die Tiere.

Bauplan des Wartestalls mit ursprünglicher und neuer, reduzierter Aufstallung. Bild: Manfred Freudenstein
Die Kombi macht‘s

Freudensteins Schweine profitieren von einer durchdachten Kombination aus Spaltenboden und Stroheinstreu, die sowohl ihre Bedürfnisse als auch die klimatischen Anforderungen berücksichtigt. Im Inneren des Stalls wurde auf einer Fläche von acht mal acht Metern ein Spaltenboden installiert. So können sich die Tiere auf stabilen Untergrund bewegen und gleichzeitig ist der Reinigungsaufwand für den Landwirt gering. Zusätzlich gibt es zehn mal zehn Meter große Liegekessel, die mit weichem Stroh gefüllt sind. In diesen Liegekesseln können die Schweine nach Lust und Laune wühlen, knabbern und schlafen.  Das ermöglicht die Ausübung natürlicher Verhaltensweisen.

Auch im Außenbereich wurden Spalten verlegt, die vor allem in den Sommermonaten von den Schweinen gerne genutzt werden. Dank der nach Norden ausgerichteten Freiluftfläche und einer Einweichanlage herrscht auf den Spalten ein angenehmes Klima. Während hoher Temperaturen bevorzugen die Schweine den kühlen Boden der Spalten gegenüber dem Stroh, auf dem sie sichtbar entspannen und ausruhen. In den Wintermonaten kann es im Stall durchaus kälter werden, mit Temperaturen von unter zehn Grad. Zu dieser Zeit wird der mit Stroh eingestreute Liegebereich von den Schweinen bevorzugt, da er ihnen eine wärmere und komfortable Ruhezone bietet.

Die Kombination aus Spaltenboden und Stroheinstreu ermöglicht es Freudenstein, seine Schweine in einem abwechslungsreichen und an ihre Bedürfnisse angepasste Umgebung zu halten. Die Kombination aus verschiedenen Haltungsformen bietet den Tieren sowohl in wärmeren als auch in kälteren Perioden optimalen Komfort.

Im Sommer wird die Siesta auf den kühlen Spaltenboden verlegt.
Geringe Zusatzbelastung –  positive Effekte in der Schweinehaltung

Laut Freudenstein bringt diese Art der Schweinehaltung keine erhebliche Zusatzbelastung für die Arbeitsabläufe auf dem Hof mit sich. Tatsächlich ist der zusätzliche Arbeitsaufwand zu vernachlässigen und beläuft sich auf etwa 100 Stunden pro Jahr bzw. etwa 30 Minuten pro Tag. Es gibt jedoch einen Nachteil: Der Güllekanal muss in regelmäßigen Abständen von angesammeltem Stroh befreit werden. Da dieses von den Schweinen im ganzen Stall verteilt wird, können die Kanäle mit der Zeit verstopfen. Doch mit dem Einsatz eines gut mechanisierten Frontladers und den helfenden Händen seines Sohnes und Mitarbeiters, lässt sich dies schnell erledigen.

Vor jeder neuen Gruppierung von Tieren werden die Boxen komplett entleert und mit frischem Stroh eingestreut. Die Qualität des Strohs hängt stark von den Wetterbedingungen ab. Obwohl die Schweine nicht viel Stroh fressen, knabbern sie gerne an frischem Stroh. Dank der kontinuierlichen Frischluftzufuhr im Außenklimastall sind Respirationserkrankungen praktisch kein Problem, was auf die gute Luftqualität und Ventilation in der Haltungsumgebung hinweist.

Insgesamt zeigt Freudensteins Erfahrung, dass die gewählte Haltungsform trotz der genannten Herausforderungen gut in den Betriebsablauf integriert werden kann. Die geringe zusätzliche Arbeitsbelastung wird durch die positiven Effekte auf das Tierwohl und die Hygiene im Stall sowie die reduzierte Anfälligkeit für Atemwegserkrankungen mehr als ausgeglichen.

Die Schweine können selbst entscheiden, in welchem Stallbereich sie sich aufhalten wollen.
Fazit meines Besuchs

Beim Besuch auf Manfred Freudensteins Betrieb habe ich einen gut durchdachten und modernen Schweinebetrieb kennengelernt. Der Stall ist geräumig und in verschiedene Abteile unterteilt, um den Bedürfnissen der Tiere gerecht zu werden. Besonders beeindruckend war die Kombination aus Spaltenboden und Stroheinstreu, die den Schweinen eine abwechslungsreiche und komfortable Umgebung bietet.

 

Stephanie Hoppe

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