Der Leytmeyrhof – Tradition ganz modern
Als frisch gebackener Betriebsleiter führt Thomas Beck den elterlichen Schweinebetrieb im niederbayerischen Mittergolding, Tiefenbach, nahe Landshut mit viel Bewusstsein für Regionalität und Nachhaltigkeit. Beck wusste schon früh, was ihn antreibt und worauf er im Familienbetrieb die Schwerpunkte legen möchte. Mit einem eigenen Hofladen und Online-Shop hat er 2024 begonnen, seine Philosophie umzusetzen.

Als konventioneller Schweinehalter steht der Jungunternehmer vor vielen praktischen Herausforderungen in der täglichen Arbeit, auf die er flexibel reagieren muss. Dennoch braucht es eine gewisse Planungssicherheit und Unabhängigkeit, um in einer Zeit von landwirtschaftlichem Strukturwandel und ungewissen politischen Vorhaben die Verantwortung auf einem Betrieb für Mensch und Tier zu übernehmen. Die schafft sich Beck auf seine Weise. Schon während seiner Ausbildung zum Landwirt und seiner Weiterbildung zum Agrarbetriebswirt stieg der 26-Jährige mit in den Familienbetrieb ein. Seit Juli 2024 ist Thomas Beck offiziell Betriebsleiter. Sein Vater Wolfgang Beck, der ebenfalls früh Betriebsleiter war, übergab seinem Sohn den Betrieb bewusst frühzeitig. Dies gab seinem Sohn die Möglichkeit, den Betrieb so weiterentwickeln zu können, wie er heute ist. Der Senior arbeitet nicht mehr am Hof, sondern ist Vollzeit als Geschäftsführer des BBV Kreisverbandes Kehlheim-Landshut tätig und steht dem Betrieb nach wie vor mit Rat und Tat zur Seite, worüber Thomas Beck sehr dankbar ist.
Philosophie am Leytmeyrhof
„Wir haben schon immer um die Ecke gedacht“, sagt Thomas Beck. Zusammen mit seiner Familie und dem gesamten Team auf dem Hof möchte er sich vielseitig aufstellen, um auf möglichst unabhängigen Vermarktungswegen den Ansprüchen der Verbraucher gerecht zu werden. Dabei ist es ihm wichtig, nachhaltige und ressourcenschonende Landwirtschaft zu betreiben und mit Hilfe von Direktvermarktung die Region und seine Heimat zu stärken. Die Kreislaufwirtschaft und Wertschöpfung innerhalb seines Betriebs möchte Beck weiter ausbauen, da dies für ihn eine wesentliche Grundlage für ein profitables und nachhaltiges Unternehmen ist.
Tierbestand
Beck hält auf seinem Betrieb 250 Zuchtsauen und hat rund 1.000 Ferkelaufzucht- und zirka 1.800 Mastplätze. Produziert werden 8.000 Ferkel im Jahr, davon mästet er 7.000 Tiere selbst und etwa 1.000 Ferkel werden verkauft. Die Sauen sind noch am Betrieb im Ort, der Ferkelaufzucht- und Maststall wurde in den Außenbereich ausgesiedelt. Der Schweinehalter fährt einen Dreiwochenrhythmus, der konsequentes Arbeiten und ein straffes Zeitmanagement erfordert. Beck ist immer auf der Suche nach Möglichkeiten, die Abläufe im Stall zu optimieren. Mit einer im Ort ansässigen Firma führte er beispielsweise ein Projekt mit seinen Wartesauen durch. Hierbei wurde die Aktivität der Tiere mit Hilfe von Kamera-Aufzeichnungen gemessen, um den optimalen Besamungszeitpunkt zu ermittelt. Auch bei der Fütterung gibt es Besonderheiten: Beck fügt der Ration der Wartesauen Silomais in der Flüssigfütterung hinzu. Dabei ist absolute Sauberkeit Grundvoraussetzung. Der Silomais hat für die Sauen mehrere positive Effekte. Zum einen sind sie durch mehr Ballaststoffe länger satt und somit in der Gruppe ruhiger. Zum anderen konnte Beck durch den positiven Einfluss auf den Darm und damit auch auf das Immunsystem den Antibiotikaeinsatz um 60 % reduzieren. Für die Mastschweine verwendet er Nebenprodukte wie beispielsweise Molke, Bierhefe oder Kartoffeldampfschalen aus der Region. Für die Jungsauen-Selektion übernimmt eine Zuchtfirma mit ausgewählter Genetik die Hauptaufgaben. Hierauf legt Beck großen Wert, da mit diesen Tieren die Zukunft für die nächste Generation gelegt wird. Bei der Auswahl achtet er auf robuste, langlebige, leistungsfähige, umgänglich und mütterliche Sauen. Vor allem Größe und Fundament der Tiere, aber auch ausreichend Zitzen sind wichtige Kriterien. Die Eigenremontierung hat für Beck viele Vorteile. Unter anderem, dass er kein Einschleppen von Krankheiten durch Zukauf von Tieren riskiert und eine betriebsspezifische Selektion der Tiere in jeder Generation durchführen kann. Diesen zusätzlichen Managementaufwand nimmt der Betriebsleiter gern auf sich.

Um den Betrieb zeitlich effektiv und professionell managen zu können, setzt Beck auf Echtzeit-Dokumentation. Hierfür führt er den „LKV-Sauenplaner“ selbst. Weitere LKV-Beratungsangebote, wie regelmäßige Futteruntersuchung, Betriebsvergleich und gesamtbetriebliche Beratung übernimmt der LKV-Ringberater Klaus Leonhart. Für die Einblicke und Unterstützung ist Thomas Beck sehr dankbar, da ihn diese vor Betriebsblindheit bewahren. „Man meint an alles gedacht zu haben, alles im Griff zu haben, und trotzdem gibt es Dinge, die man selbst nicht mehr wahrnimmt, wenn sie zur täglichen Routine gehören“, so der junge Betriebsleiter. „Es ist gut zu wissen, dass erfahrene Berater mir über die Schulter schauen. Nur wenn die Ursache eines Problems sachgerecht und detailliert ergründet ist, kann gezielt nach Stellschrauben gesucht werden, um die Lösung zu finden.“ Neben seiner Mutter, die sich als Voll-AK auf dem Betrieb um die Alltagsaufgaben kümmert, koordiniert Beck ein Team aus weiteren fünf Teilzeitkräften, einer Auszubildenden und einer Landwirtschaftsgesellin im Praxisjahr. Während Lorena Neubauer, seine Lebensgefährtin, sich um alle anfallenden Aufgaben, die Direktvermarktung und die Öffentlichkeitsarbeit kümmert, haben auch alle anderen Mitarbeiter ihre festen Aufgaben am Hof, im Hofladen oder im Stall. Dank der flexiblen Arbeitszeiten des jungen Teams wird bei hohen Arbeitsspitzen Hand in Hand zusammen geholfen. So kann sich das eingespielte Team wunderbar ergänzen und unterstützen. Verantwortung zu übergeben ist für Beck kein Problem, er hat ein sehr vertrautes Verhältnis zu allen Mitarbeitenden. „Nur gemeinsam kann man diesen vielfältigen Aufgaben gerecht werden“, so Beck.

Feldwirtschaft und Produktionstechnik
Auf einer Gesamtfläche von 121 ha werden 28 ha Körnermais, 35 ha Gerste, 35 ha Weizen und 23 ha Zuckerrüben angebaut. Außerdem gehören 14 ha Wald zum Betrieb. Daraus erzeugt Beck die Hackschnitzel, die wiederum für die Stallheizung verwendet werden. Beim Ackerbau konzentriert sich der Betriebsleiter ausschließlich auf Aussaat und Ernte; alle notwendigen Pflanzenschutz-Maßnahmen werden von einem benachbarten Landwirt durchgeführt. So bleibt mehr Zeit, um sich intensiv um die Schweine zu kümmern. Schon während des Studiums hat Beck eine PV-Anlage installiert. Sie ist 500 kWh groß und erzeugt rund 500.000 kWh im Jahr. Davon können 130.000 kWh direkt ohne Speicher im Betrieb genutzt werden. Das entspricht 65 % des Stroms, der im Betrieb jährlich verbraucht wird. Die restlichen 35 % werden nachts über das Netz bezogen.
Vermarktung
7.000 Mastschweine werden vom Hof pro Jahr verkauft. Davon geht ein Großteil an die VVG Oberbayern. Ein bisher noch kleiner Teil von zirka 70 Tieren geht in die Direktvermarktung. Dank der guten Verbindung zur nahen gelegenen Metzgerei Heimberger in Tiefenbach gibt es für die Verbringung der Tiere nur kurze Wege. Hier erfolgen die Schlachtung, Zerlegung und Weiterverarbeitung der Produkte zu Wurstwaren. Den Schlachthof beliefert Beck einmal pro Woche mit rund 130 bis 140 Mastschweinen. Über die Direktvermarktung möchten sich Thomas Beck und Partnerin Lorena Neubauer mit dem Label „Leytmeyrhof“ eine eigene Marke für die Region aufbauen und die Anzahl der Schweine für die Direktvermarktung erweitern. Zirka 50 % der Produkte, die durch den regionalen Metzger und in der eigenen Hofküche hergestellt werden, können im eigenen Hofladen verkauft werden, der Rest geht an weitere Direktvermarkter in der Umgebung.
Der Hofladen
Ihr modern gestalteter Hofladen, den es seit Anfang des Jahres gibt, liegt im drei Kilometer entfernten Ort Kumhausen. Er ermöglicht den Kunden, frische Produkte an den Selbstbedienungskühltheken und Verkaufsautomaten einzukaufen. Man findet hier nicht nur frische Fleisch- und Wurstwaren vom Leytmeyrhof, sondern auch Produkte anderer regionaler Anbieter, beispielsweise Bauernhofeis, verschiedene Milchprodukte, Kartoffeln und Eier. Für Beck eine wichtige Quelle, um den Menschen in seiner Heimat die Möglichkeit zu geben, sich regional mit qualitativ hochwertigen Produkten zu versorgen. Dabei spielt für ihn Vielfalt und Qualität eine große Rolle.

Hausgemachte Gerichte
Als weitere Vermarktungsmöglichkeit hat sich der Betrieb ein zusätzliches Standbein aufgebaut. Um alle Teilstücke vom Schwein bestmöglich zu verwerten, werden in der hofeigenen Küche nach eigenen Rezepten unterschiedliche hausgemachte Gerichte für den Verkauf hergestellt. Diese werden in Gläsern eingekocht und sind mehrere Wochen haltbar. Über einen Onlineshop, den es seit Anfang 2024 gibt, können sich die Kunden, die im Umkreis von rund 50 km wohnen, verschiedene Produkte direkt nach Hause liefern lassen. Bestellungen werden bis Mittwoch entgegengenommen und freitags ausgeliefert. Deutschlandweite Lieferungen sind möglich, aber eher die Ausnahme. Die Vermarktung seiner Produkte am Hofladen bedeuten ihm sehr viel. Beck sagt: „Jedes Schwein, das über die Direktvermarktung geht, ist ein gewonnenes Schwein.“ Schnellschüsse und Umbauten im Stall aufgrund politischer „Hau-Ruck-Entscheidungen“ sind für Beck kein Thema. „Wir wollen uns nicht vorschreiben lassen, wie viel unsere Produkte wert sind.“ Der Verbraucher ist für Beck die Schlüsselperson, die festlegt, welche Produkte und Haltungsstufen gekauft werden und auf den Teller kommen, nicht die Politik. Durch den Verkauf der regionalen und qualitativ hochwertigen Produkte zu angemessenen Preisen, wird die Direktvermarktung und somit die Unabhängigkeit der Landwirte am Standort gefördert.
Transparenz
Mit viel Überzeugung und Leidenschaft führt Thomas Beck den Familienbetrieb und möchte gern jedem, der Interesse hat, die Türen öffnen. Darum ist es ihm eine Herzensangelegenheit Besuchergruppen aller Art regelmäßig transparent zu zeigen, wie es am Leytmeyrhof zugeht. Auch über die sozialen Medien und auf diversen Veranstaltungen ist Thomas Beck aktiv und aufgeschlossen, seine Sicht der Dinge zu präsentieren.
Ausblick in die Zukunft
Die Tierhaltung möchte Thomas Beck zukünftig weiterverfolgen und der Entwicklung seines Betriebs steht er positiv und aufgeschlossen entgegen. Die Herausforderungen der Zukunft sind für ihn Ansporn, seine Ressourcen und sein Team so einzusetzen, dass sie weiterhin erfolgreich wirtschaften können. Sein Netzwerk im Hinblick auf die Direktvermarktung, zum Beispiel ins Gastronomiegewerbe, möchte er gern erweitern. Wachsen will der junge Unternehmer nicht. Die Auslastung der Wertschöpfung auf seinem Betrieb ist für ihn maßgeblich. Für den Leytmeyrhof wünscht er sich weiterhin eine gute Zusammenarbeit und Freude am Umgang mit seinen Tieren sowie Gesundheit und Unabhängigkeit für die Vermarktung seiner Produkte.

Wir wünschen ihm für die Zukunft alles Gute und weiterhin viel Geschick für sein Vorhaben. Wir freuen uns, diesen Ausnahmebetrieb auch in Zukunft professionell zu unterstützen und ihm mit Rat und Tat zur Seite zu stehen.
Helen Fleckenstein