Breit oder streifenförmig gedüngt – wirkt sich dies auf die Silagequalität aus?
Ob die Art der Gülleausbringung wirklich einen Einfluss auf die Futterqualität und Hygiene hat, wurde an der bayerischen Landesanstalt für Landwirtschaft (LfL) am Institut für Tierernährung und Futterwirtschaft, Grub in einem mehrjährigen bayernweiten Praxisversuch untersucht.

Im Grünland besteht durch die mehrmalige Gülle- oder Gärrestdüngung während der Vegetationsperiode ein erhöhtes Risiko, dass sich Faserreste, die von der Gülle stammen, am Grasbestand anhaften. Besonders unter trockenen Witterungsbedingungen, in denen geringe Niederschlagsmengen zwischen Düngung und nächsten Erntetermin fallen, ist das Risiko für angetrocknete Faserstoffe am Gras besonders hoch. Zukünftig kann diese Problematik bei der Düngung im Sommer vermehrt auftreten, da längere Trockenperioden mit wenig Niederschlag häufiger werden. Neben der Witterung hat aber auch die Gülle selbst einen hohen Einfluss auf deren Fließfähigkeit bei der Ausbringung. Gerade bei Güllen mit hohen Trockenmassengehalten (TM-Gehalt) ist die Wahrscheinlichkeit für Faseranhaftungen am Gras deutlich höher.
Basierend auf den sich verändernden Bedingungen bei der Gülleausbringung gibt es in der Praxis Bedenken, dass das bereits vorhandene Risiko für Faseranhaftungen und Futterverschmutzung bei der streifenförmigen Ausbringung deutlich höher ist als bei der Breitverteilung. Im LfL-Projekt „Grashygiene“ wurde daher untersucht, ob bei verschiedenen Gülleapplikationstechniken (Breitverteilung, Schleppschuh, Schlitztechnik) Unterschiede zwischen den erzeugten Silagen hinsichtlich Verschmutzung und Gärqualität festzustellen sind. In Hinblick auf die Futterhygiene wurde zusätzlich auch der mikrobiologische Besatz der Silagen untersucht.
Standorte
Die Praxisversuche wurden auf fünf landwirtschaftlichen Betrieben im Jahr 2022 und 2023 durchgeführt. Diese lagen im Landkreis Ansbach, Ebersberg, Rosenheim, Landsberg am Lech und Ostallgäu. Dadurch konnten unterschiedliche Gegebenheiten hinsichtlich Boden, Klima und Bestandszusammensetzung des Grünlands in die Datengewinnung miteingebunden werden.
Düngung
An jedem Versuchsstandort ist eine Dauergrünlandfläche gleichmäßig unterteilt worden. Jeweils eine Teilfläche wurde breitverteilt bzw. streifenförmig gedüngt. Hierzu wurde die Schleppschuhtechnik eingesetzt und an zwei Standorten zusätzlich die Schlitztechnik. Alle Düngeapplikationen erfolgten gleichzeitig ohne Zeitversatz auf der jeweiligen Fläche. Dabei wurde die auf dem Betrieb vorhandene Gülle verwendet. Zum Einsatz kam ausschließlich nicht separierte und homogenisierte Rindergülle. Die TM-Gehalte der Güllen lagen zwischen 3,5 und 8,5 %. Die Düngung erfolgte klassisch im Frühjahr und unmittelbar nach jedem Schnitt. Die ausgebrachte Menge lag dabei zwischen 13 und 30 m3/ha und war für alle Varianten zum Düngetermin am jeweiligen Standort gleich. Als Vergleich zur Düngung mit Gülle wurde eine Teilfläche rein mineralisch gedüngt. Nach der Gülleausbringung erfolgte bei den einzelnen Teilflächen zu keinem Zeitpunkt eine weitere Bearbeitung, beispielsweise durch Striegeln oder Abschleppen.
Ernte

Beprobt wurden alle Schnitte der beiden Versuchsjahre. Die Erntezeitpunkte legten die Betriebe nach den jeweiligen Bestandesentwicklungen eigens fest. Der komplette Erntevorgang erfolgte in jedem Flächenteil mit praxisüblicher Technik. Beim Mähen wurde, wie allgemein zu empfehlen, auf eine Schnitthöhe von > 7 cm geachtet. Bei den Geräteeinstellungen von Zetter und Schwader wurde auf eine entsprechende Arbeitshöhe geachtet, um den Schmutzeintrag in Form von Erdanhang in das Siliergut so gering wie möglich zu halten. Bei jedem Schnitt wurden von den einzelnen Teilflächen Silagerundballen erzeugt. Dadurch konnten die Grassilagen genau auf die jeweilige Düngeapplikationsart zurückgeführt werden. Zusätzlich diente die Anzahl an Ballen pro Teilfläche und Schnitt als Wiederholung und Absicherung der Ergebnisse. Die Silagerundballen wurden nach dem Pressen und Wickeln abgedeckt und auf einem befestigten Untergrund für mehrere Monate zum Durchsilieren gelagert.
Beprobung
Für eine repräsentative Probenahme wurde jeder Ballen einzeln geöffnet und homogen durchgemischt. Bei den gezogenen Proben wurden Gärqualität, Inhaltsstoffe und Energiegehalte sowie mikrobiologischer Besatz der Silagen untersucht. Dabei wurden neben klassischen Leitkeimen speziell das Vorkommen von Enterobakterien und E coli untersucht, da diese Indikatorkeime für fäkale Verunreinigungen sind. Zudem wurde in den Silagen die Anzahl an Clostridien mit einer speziellen molekularbiologischen Methode erfasst, da Clostridien sowohl im Futter als auch am Tier Probleme verursachen können. Clostridien sind sporenbildende Bakterien und daher sehr robust gegenüber Umwelteinflüssen. Bestimmte Clostridienstämme sind im Silierprozess die Hauptverursacher für Fehlgärungen, z. B. für die Buttersäurebildung. Andere Stämme sind pathogen, dass bedeutet sie können beim Tier verschiedene Krankheiten auslösen. Clostridien kommen überwiegend im Boden vor und gelangen über Erdanhang in das Anwelkgut. Besonders bei feuchter und luftfreier Umgebung können sie sich etablieren und vermehren. Mit einer ausreichenden Ansäuerung kann dies aber im Silierprozess unterbunden werden.
Gärqualität der Silagen
Für die Auswertung wurden alle Schnitte von den fünf Praxisbetrieben aus den beiden Versuchsjahren zusammengefasst. Dabei wurden rund 257 Silagerundballen hergestellt und beprobt. In Tabelle 1 sind die Mittelwerte und Standardfehler für die analysierten Gärsäuren getrennt nach Düngeapplikationsart dargestellt.
Insgesamt wurden bei allen Düngevarianten Grassilagen mit guten Gärqualitäten erzeugt. Die Milchsäure ist die wichtigste Gärsäure, da diese den pH-Wert schnell und so weit absenkt, dass Gärschädlinge wie z. B. Clostridien „ruhigstellt“ und Fehlgärungen im Silierprozess verhindert werden. Eine bestimmte Menge an Essigsäure sichert die aerobe Stabilität (Vermeidung der Nacherwärmung am Siloanschnitt) der Silage.
Die gebildeten Mengen an Milch-/und Essigsäure waren im Mittel zwischen den Düngevarianten auf gleich hohem Niveau (siehe Tab. 1). Somit hatte die Art der Düngeapplikation auf die Milch-/und Essigsäurebildung keinen Einfluss. Die Gehalte lagen jedoch unterhalb des Orientierungsbereichs. Ursache hierfür waren die höheren Gehalte an Trockenmasse bei einigen Schnitten, mit der die bakterielle Aktivität abnimmt und dadurch weniger Säure gebildet wurde.
Buttersäure ist in der Silage unerwünscht, da sie die Futteraufnahme senkt. Die vorgefundenen Buttersäuregehalte waren insgesamt sehr niedrig bzw. nur leicht über dem Orientierungswert von < 3 g/kg TM. Die Unterschiede bei den Buttersäuremengen zwischen den Düngevarianten sind aus fachlicher Sicht als nicht relevant zu bewerten.
Tabelle 1: Gärqualität der erzeugten Rundballensilagen von allen Schnitten aus 2022 und 2023 differenziert nach Düngevariante (Mittelwert und Standardfehler), ausgewählter Kenngrößen (N – Anzahl Ballen):

Futterwert
Bei der Bestimmung der Rohnährstoff- und Energiegehalte wurde von allen Ballen pro Variante und Schnitt am jeweiligen Standort eine so genannte Poolprobe erstellt. In Tabelle 2 sind die Werte aller Schnitte und Standorte der jeweiligen Düngevariante zusammengefasst.
Die mittleren TM-Gehalte lagen bei allen vier Düngevarianten im gewünschten Bereich von 30-40 %. Zwischen den einzelnen Schnitten und Standorten variierten die TM-Gehalte, sodass für den Gärverlauf auch unterschiedliche Bedingungen vorherrschten. Der Rohaschegehalt kann als Indikator für die Verschmutzung der Silage herangezogen werden. Die Gehalte in den Silagen wurden bei allen Düngeapplikationen als nicht erhöht eingestuft. Unter Beachtung der guten fachlichen Praxis trat im Versuch weder durch organische Düngung mehr Verschmutzung auf, noch hatte die Art der Düngung einen relevanten Einfluss auf den Rohaschegehalt der Silage.
Die mittleren Rohprotein- und Energiegehalte lagen bei allen Düngevarianten auf gleich hohem Niveau. Zwischen den verschiedenen Düngeapplikationen konnten somit bei den Inhaltsstoffen und Energiegehalten der Silagen keine fachlich relevanten Unterschiede festgestellt werden.
Tabelle 2: Inhaltsstoffe und Energiegehalte der erzeugten Rundballensilagen aus 2022 und 2023 differenziert nach Düngevariante (Mittelwert und Standardfehler), ausgewählte Kenngrößen (N – Anzahl Ballen):

Mikrobiologie der Silagen
Insgesamt wurden 243 Silageproben mikrobiologisch untersucht. Bei der Interpretation der Befunde ist zu beachten, dass immer erwünschte und unerwünschte Bakterien vorgefunden werden (natürlicher Besatz). Entscheidend ist deshalb die Anzahl der jeweiligen Bakterien. Bei den Indikatorkeimen für fäkale Verunreinigungen wurde E. coli lediglich in einer Probe detektiert. Enterobakterien wurden sowohl bei Silagen von rein mineralisch gedüngten als auch bei allen organisch gedüngten Flächen gefunden. Diese wurden aber nur bei 16 Silageproben (6,6 %) in einer geringen Keimzahl nachgewiesen. Daraus ließ sich ableiten, dass (geringe) Verunreinigungen mit diesen Bakterien unabhängig von der organischen Düngung in der Silage vorkommen können. Die nachgewiesenen Clostridiengehalte in den Silagen lagen bei allen Düngevarianten auf einem niedrigen Niveau (siehe Tab. 3). Zwischen den Düngeapplikationen gab es somit keinen fachlich relevanten Unterschied bei der mikrobiologischen Qualität der Silagen.
Tabelle 3: Mikrobiologischer Befund der Clostridien-DNA (molekularbiologischer Nachweis) in den Silagen differenziert nach Düngevariante (Mittelwert und Standardfehler) (N – Anzahl Ballen):

Fazit

Im Rahmen des LfL-Projekts „Grashygiene“ konnten folgende Punkte festgestellt werden: Die Düngeapplikation sowohl mineralisch als auch organisch (breit und streifenförmig) hatte keinen fachlich relevanten Einfluss auf die Silierbarkeit und mikrobiologischen Besatz der Silagen. Bei der Art der Gülleapplikation gab es bei den Silagequalitäten ebenfalls keine relevanten Unterschiede. Die Ergebnisse zeigen damit, dass bei guter fachlicher Praxis sowohl bei der Dünung als auch bei der Futtergewinnung, die streifenförmige Gülleausbringung im Vergleich zur Breitverteilung kein höheres Risiko für Futterverschmutzung oder schlechtere Futterqualität aufweist. Im Interesse einer effektiven Nutzung des Güllestickstoffs und der Vermeidung von Ammoniakemissionen ist daher die bodennahe Gülleausbringung zu empfehlen.
Weitere Informationen zum Projekt: https://www.lfl.bayern.de/ite/futterwirtschaft/316514/index.php
Sauberes Futter – aber wie?

Die Qualität vom Grobfutter hängt von mehreren ineinandergreifenden Faktoren ab. Die Futterbergung und Einlagerung haben dabei einen großen Einfluss. Im neuen „DLG-Merkblatt 495 Futterhygiene bei Grünlandnutzung im Futterbaubetrieb“ ist das Fachwissen zu den einzelnen Produktionsschritten praxisnah zusammengefasst. Von der richtigen Grünlandpflege bis zum Controlling der eigenen Silage- und Heuqualität sind alle wichtigen Punkte kurz und prägnant dargestellt. Das Merkblatt ist abrufbar unter https://www.dlg.org/mediacenter/dlg-merkblaetter/dlg-merkblatt-495-futterhygiene-bei-der-gruenlandnutzung-in-futterbaubetrieben. Darüber hinaus steht Ihnen Ihr LKV-Fütterungsberater mit Rat und Tat zur Seite.
Barbara Misthilger, Dr. Katrin Harms und Selina Volkmer, Institut für Tierernährung und Futterwirtschaft, Grub