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AMS-Orientierungsberatung mit drei Generationen

AMS-Orientierungsberatung mit drei Generationen

„Wenn ich über den Hof gehe, ploppen bei mir direkt Ideen auf“, erzählt unser AMS-Berater Otto Kirmaier. Der Milchviehbetrieb Zimmermann und Nicklbauer ist gespannt auf seine Impulse zu Umbau und Neubau.

V. l. n. r.: Michael und Julia Nicklbauer mit Marlene und Johannes sowie Konrad und Dagmar Zimmermann.

Nach einer kurzen Begrüßung stehen wir auf dem Futtertisch und alle Blicke, inklusive die der Kühe, sind auf Otto Kirmaier gerichtet. Ich spüre eine aufgeregte, angespannte und nervöse Stimmung. Es ist noch nicht entschieden, ob es ein Umbau oder Neubau werden soll. Die Stimmen gehen durcheinander:

„Es soll eine Arbeitserleichterung sein.“

„Wir brauchen eine bezahlbare Lösung.“

„Eine Generation soll es abbezahlen können.“

„Die Altgebäude müssen gut genutzt werden.“

„Die Anbindehaltung muss weg.“

„Was kommt auf uns zu?“

Milchviehbetrieb Zimmermann und Nicklbauer

Auf dem Milchviehbetrieb Zimmermann und Nicklbauer im Landkreis Altötting leben drei Generationen im Alter von 1 Jahr bis 60 Jahren: Dagmar und Konrad Zimmermann, Julia und Michael Nicklbauer sowie ihre Kinder Marlene und Johannes. Zusammen halten sie 75 Kühe und 60 Jungtiere zur Nachzucht. Aktuell sind 15 Kühe angebunden und 60 Tiere können sich im Laufstall bewegen. Die Bausubstanz des Stalls ist 200 Jahre alt. 2007 fand mit der Liegehalle der letzte Anbau statt. Zum Betrieb gehören 19 Hektar Grünland, 6,5 Hektar Wald und 36 Hektar Ackerland.

Rundgang über den Milchviehbetrieb

Die Familie Zimmermann und Nicklbauer zeigt uns jeden Winkel auf ihrem Betrieb. Vom Futtergang sehen wir auf der rechten Seite 18 Kälber auf Stroh, 24 Jungviehtiere auf Spalten, und 16 tragende Kalbinnen in Anbindehaltung.

Auf der linken Seite stehen 12 angebundene Kühe und wir sehen den Großteil der Herde im Lauf- und Fressgang. Daran schließt direkt die Liegehalle mit 54 Hochboxen an. Über einen Wartebereich können die Tiere direkt zum Melkstand gehen. Links und rechts neben der Liegehalle befinden sich Maschinenhallen und eine Werkstatt.

Skizze der aktuellen Stallsituation

Wir wollen einen Melkroboter (AMS)!

Die Familie spricht sich eindeutig für einen Melkroboter aus. Julia Nicklbauer will nicht mehr im Melkstand stehen. Auch ihr Ehemann freut sich bereits jetzt auf die flexiblen Arbeitszeiten, die der Melkroboter ermöglicht. „Außerdem können wir für unsere Kinder da sein, wenn sie uns brauchen und die Erntezeit wird erleichtert.“, sind sich die beiden einig.

Wie könnte ein Umbau aussehen?

Otto Kirmaier hört aufmerksam zu, stellt viele Fragen und macht sich Notizen. Im ersten Schritt schaut er heute, wie ein Umbau realisiert werden könnte. 80 bis 90 Kühe will die Familie in Zukunft halten. Ein Teil der Nachzucht wird aktuell verkauft. „Wenn ihr die Jungviehaufzucht auslagern würdet, hättet ihr Platz für zehn Kühe mehr“, gibt Kirmaier zu bedenken. Als wir im Wartebereich des Melkstands ankommen, zeichnet Otto Kirmaier seine ersten Ideen auf. Dabei versucht er die Wünsche der Familien sowie die örtlichen Gegebenheiten zusammenzubringen. Man könnte den Melkroboter im Melkstand platzieren. Um einen freien Kuhverkehr zu ermöglichen, sollte um den Roboter möglichst viel Platz entstehen. Als Kirmaier fragt, ob er für eine Erweiterung des Vorwartebereichs Gartenfläche einplanen darf, fangen alle zu lachen an. Es gibt immer mehrere Varianten, beruhigt er die Familie. Zusätzlich überlegt er gemeinsam mit der Familie, wo eine Abkalbebox und ein Tankraum Platz finden können.

Im Wartebereich des Melkstands zeichnet Otto Kirmaier seine ersten Ideen auf.

Von der Planung bis zum Einzug

Weiter geht es am Küchentisch. Im ersten Schritt zeigt Otto Kirmaier am Laptop, wie die Planung eines Melkroboters bis zum Einzug aussehen kann. Er diskutiert mit der Familie zum Beispiel:

  • welche Gründe für einen Melkroboter (AMS) sprechen,
  • warum einige Betriebe unzufrieden mit einem AMS sind,
  • wie gut sich der Betrieb mit dem Roboter auskennen muss,
  • wie sich der Tagesablauf verändern wird,
  • wie hoch die Unterhaltungskosten eines Roboters sind
  • außerdem zeigt er viele Bilder von guten Umbaulösungen.

Dass die Beteiligten gerne mit Kühen arbeiten, ist für Kirmaier Grundvoraussetzung für ein AMS. Denn nur entspannte Tiere gehen freiwillig mindestens zwei Mal am Tag zum Roboter.

„Und welcher Melkroboter ist der Beste?“, will die Familie wissen. Auch auf diese Frage hat Kirmaier eine unabhängige Antwort. Ein guter Kundendienst und der Preis sind wichtig. Er empfiehlt allen AMS-Interessierten, alleine eine Stunde vor Melkrobotern verschiedener Marken zu verbringen. Falls befreundete Nachbarn ein AMS haben, kann es Sinn ergeben, sich für den gleichen Hersteller zu entscheiden. „Wenn die Betriebsleiterfamilie mal wegfahren möchte, kann der Nachbar die Roboterbereitschaft übernehmen“, erklärt Kirmaier. Zudem gibt er Empfehlungen zum Stallbau und geht dabei auf den Tierumtrieb, den Vorwartebereich, die Nachselektion und den Abkalbebereich ein.

Analyse der IST-Situation auf dem Milchviehbetrieb

Im zweiten Schritt fragt Kirmaier nach den Arbeitsstunden pro Person, analysiert den aktuellen Tagesablauf und entwickelt Szenarien. Aktuell erledigen Konrad und Dagmar Zimmermann mit 3.600 und 1.600 Stunden pro Jahr den Großteil der Stallarbeit. Michael Nicklbauer arbeitet zusätzlich zu seinen 1.000 Stunden pro Jahr als Schlosser. Julia Nicklbauer bringt sich neben der Kinderbetreuung und dem Haushalt pro Jahr mit 300 Stunden auf dem Betrieb ein. Gearbeitet wird von 05:30 bis 18:30 Uhr. Momentan sind für den Tagesablauf vier Personen nötig. Das könnte sich mit einem Roboter und einer anderen Arbeitsaufteilung ändern. Wenn Michael Nicklbauer in Vollzeit auf dem Betrieb arbeiten würde, könnten Dagmar und Konrad Zimmermann ihre Arbeitszeit verkürzen. Wenn sie eine Fremdarbeitskraft in Vollzeit einstellen würden, könnten sie zusätzlich 30 Kühe halten.

Am Küchentisch zeigt LKV-Berater Otto Kirmaier, was mit einem AMS auf den Betrieb zukommt.

Vorbereitungen zur Stallskizze

Wenn die Betriebsleiterfamilie eine Stallskizze in Auftrag geben möchte, misst Otto Kirmaier die entsprechenden Gebäude aus. Zusätzlich filmt er den gesamten Stall mit dem Smartphone.

Für die Umbauskizze misst Otto Kirmaier die Gebäude aus.
Zusätzlich erstellt er Filmaufnahmen.

Stallskizze Umbau mit AMS

Den Umbau würde Otto Kirmaier wie folgt planen:

  • Die vierte Liegeboxenreihe in der Liegehalle wird als erhöhter Fressplatz genutzt. Hier kann der Güllesammler ungestört arbeiten.
  • Es entstehen mehr Fressplätze, was für die Futteraufnahme sehr wichtig ist.
  • Der Anbindebereich kann als großzügige Abkalbebox genutzt werden. Hier sollte der Liege- und Fressbereich getrennt sein. Da der im Fressbereich anfallende Kot nicht im Stroh landet, bleibt die Strohfläche sauberer.
  • Der Kälber-Strohbereich bleibt erhalten und auf der Obstgartenfläche kann ein Anlernpferch für die Weide geschaffen werden. Jungvieh kann im Sommer komplett in Vollweide gehalten werden.
  • Auf der Vollspaltenfläche wurden einige Liegeboxen eingeplant.
  • Im Trockensteherbereich wurden Liegeboxen am Futtertisch platziert. Im Gegensatz zu 3 Meter Wandboxen spart man sich hier den kompletten Kopfkasten.
  • Die Nachselektion mit Fangboxen kann gleich nach dem Roboter realisiert werden.
  • Im Roboterraum sind ein Dateneingabeterminal und die Kälbermilchseparation untergebracht.
  • Der zweite Anbindebereich wird zu Tankraum und Kälberküche umgebaut. Somit fährt der Milchfahrer nicht mehr direkt vor das Wohnhaus, sondern hinter den Stall.
  • Ein Güllesammler reinigt planbefestigte Flächen und schiebt die Spalten ab.
Skizze Umbau

Weiteres Vorgehen

In der Regel vergehen von der AMS-Orientierungsberatung bis hin zum Umbau beziehungsweise Neubau zwischen einem und fünf Jahren. Der Betrieb Zimmermann und Nicklbauer hat sich mittlerweile für einen Umbau entschieden und will diesen möglichst schnell realisieren. „In drei Jahren melkt der Roboter unsere Kühe!“ ist sich Julia Nicklbauer sicher.

Absolute Empfehlung

„Die Orientierungsberatung hat uns sehr weitergeholfen. Wir wissen jetzt, dass ein Umbau möglich ist. Bezüglich der Arbeitswirtschaftlichkeit und dem Tierwohl müssen wir nicht allzu viele Kompromisse eingehen. Außerdem hat Herr Kirmaier einige interessante Vorschläge gemacht, die uns bei anstehen Problemen gut weiterhelfen.“

Gründe für einen Melkroboter

  • Ein AMS spart auf den meisten Betrieben mindestens zwei Stunden Melkzeit pro Tag (je nach Dauer der bisherigen der Melkzeit).
  • Die körperliche Arbeit des Melkens entfällt.
  • Die Stallarbeit ist nicht mehr so stressig und kann flexibler gestaltet werden.
  • Da die Kühe nicht mehr getrieben werden, sind sie weniger Stress ausgesetzt.

Anforderungen an einen Umbau

  • Ein Umbau muss wesentlich günstiger als ein Neubau sein.
  • Eine Umbaulösung ist immer eine Kompromisslösung.

Kurz vorgestellt: Otto Kirmaier

Seit 2014 berät Otto Kirmaier LKV-Milchviehbetriebe zu automatischen Melksystemen und seit 2001 zu Fütterungsfragen. Auf diesen Fachgebieten unterstützt der gelernte Landwirt pro Jahr circa 100 Betriebe im östlichen Oberbayern und Niederbayern. Außerdem leitet der 49-Jährige einen Arbeitskreis zu Melkrobotern im Landkreis Traunstein. Im Nebenerwerb zieht Otto Kirmaier Jungvieh auf der Vollweide auf. Seine Expertise zur Kurzrasenweide kommt auch LKV-Betrieben zu Gute, die in die Weidehaltung einsteigen möchten.

Otto Kirmaier Foto: O.K.

Angebot AMS-Orientierungs- und Managementberatung

Unsere AMS-Spezialisten beraten unabhängig zu automatischen Melksystemen. Außerdem unterstützen sie beim erfolgreichen Management der Melkroboter. Unsere AMS-Berater bieten Ihnen unabhängige Hilfe bei Planungsfragen aller Art:

Passt ein AMS zu den betrieblichen Voraussetzungen und Erwartungen?

  • Welche Funktionsbereiche sind nötig und wie werden sie sinnvoll angeordnet?
  • Wie klappt die erfolgreiche Umstellung?
  • Welche Arbeitsabläufe müssen an das AMS angepasst werden?

Wenn der Roboter erst einmal arbeitet, feilen unsere AMS-Berater an den Feinheiten des automatischen Melkens. Auch nach der Inbetriebnahme des Melkroboters unterstützen unsere AMS-Berater beim erfolgreichen Management:

  • Professionelle Auswertung der Melkfrequenzen anhand der ADIS-Daten
  • Gemeinsame Optimierung von Robotereinstellungen
  • Individuelle Tipps für reibungsarmen Kuhverkehr
  • Managementhilfen zur Eutergesundheit und Fütterung im AMS

 

Martina Leißner

Aktuelles VOM lkv bayern

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