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Alternative Ställe für Mastschweine im Vergleich

Alternative Ställe für Mastschweine im Vergleich

“Tierwohlställe“ erhalten in der Schweinehaltung immer mehr Aufmerksamkeit. Neben Neubauten steht der Umbau bestehender Ställe im Fokus. Die LfL hat sich verschiedene Ausführungen genauer angesehen.

Offenfrontstall als Neubaulösung mit Oberflurschieberentmistung und 100 Prozent Festfläche.

Was bringen alternative Mastställe für Schweine mit sich?

Diese Frage gewinnt zuletzt immer mehr an Bedeutung. Nicht wenige Landwirte stehen vor der Frage, auf welche Systeme sie setzen sollen und wie bestehende Stallungen angepasst werden können, um eine höhere Haltungsform zu erreichen. Auch die Bayerische Landesanstalt für Landwirtschaft (LfL) hat sich dieser Frage gestellt und elf verschiedene alternative Haltungssysteme für Mastschweine über einen Zeitraum von jeweils einem Jahr genauer unter die Lupe genommen.

Welche alternativen Stalltypen für Mastschweine wurden genauer beleuchtet?

Neben einem abgewandelten Tiefstreustall, einem Offenfrontstall, einigen Schweizer-Labelställen, Schrägbodenställen und PigPort 3-Ställen waren auch zwei angepasste konventionelle Buchtenvarianten vertreten. Im Folgenden sollen Informationen zu den baulich-technischen Besonderheiten dargestellt werden. Außerdem liegt der Fokus auf dem erhöhten Arbeitszeitaufwand und verschiedenen Möglichkeiten der Vermarktung, durch welche der Mehraufwand wieder erlöst werden kann.

Worauf ist beim Bau von alternativen Stallungen für Mastschweine zu achten?

Bereits bei der Planung von Neubauten sollten einige Details beachtet werden, um die Einhaltung der Buchtenstruktur und damit die Buchtensauberkeit positiv zu beeinflussen. So zeigte sich eine einreihige Gebäudeanordnung mit der Ausrichtung des Auslaufs nach Süden als günstig. Eine klare Trennung der Funktionsbereiche durch eine unterschiedliche Klimatisierung, einer Abdunkelung im Liegebereich und einer unterschiedlichen Bodengestaltung (beispielsweise Festfläche mit Einstreu) erwies sich in der überwiegenden Zeit des Jahres als vorteilhaft. Auch lange, schmale Buchten mit einer Breite von bis zu 2,5 Meter und einem Längen-Breiten-Verhältnis von 4:1 schnitten tendenziell besser ab. Als günstig stellte sich auch eine trockene Futtervorlage dar.

Wie hoch ist der Arbeitszeitaufwand in alternativen Systemen für Mastschweine?

Trotz aller Bemühungen konnte bei keinem der besuchten Betriebe vollständig auf die händische Reinigung von Festflächenbereichen, vor allem im Liegebereich, verzichtet werden. Besonders die Übergangszeiten mit starken Temperaturschwankungen innerhalb eines Tages oder Hitzeperioden stellen eine Herausforderung dar. Die verschmutzte Fläche im Liegebereich unterschied sich zwischen den Betrieben stark. So war über ein Jahr betrachtet im besten Betrieb in der Hälfte der Buchten nur 0,0 Prozent bis 6,25 Prozent der Liegefläche verschmutzt, im schlechtesten Betrieb dagegen in der Hälfte der Buchten der Liegebereich zu mehr als 50 Prozent verschmutzt. Das händische Entmisten stellt neben dem Einstreuen den wichtigsten Einflussfaktor für einen erhöhten Zeitaufwand für Routinearbeiten dar. Dieser lag von einem Drittel bis zu dem Sechsfachen über dem konventionellen Vergleichswert von 0,15 bis 0,20 Stunden pro Platz und Jahr.

Welche Arbeitsschritte lassen sich bei alternativen Mastställen für Schweine technisieren?

Eine Zeiteinsparung können technische Lösungen, wie ein Einstreuroboter oder die Strohvorlage via Rohrkettenförderung mit sich bringen. Bei höheren Mengen wird das Stroh meist mit dem Hoflader vorgelegt. Wird auf eine Automatisierung gesetzt, so ist diese schon bei der Planung zu berücksichtigen, um alle Buchten optimal zu erreichen. Kleinere Mengen an Stroh können auch händisch und täglich frisch vorgelegt und mit der Tierkontrolle verbunden werden. Wird Stroh vorgelegt, stoßen herkömmliche Güllesysteme rasch an ihre Belastungsgrenze. Die Projektbetriebe haben sich häufig für eine Unter-, bzw. Oberflur-Schieberentmistung entschieden. Kamen höhere Strohmengen zum Einsatz oder wurde der Auslauf eingestreut, so fiel die Entscheidung meist auf eine Entmistung mit dem Schlepper. Bei der Wahl eines Stallsystems und der damit verbundenen technischen Lösungen sollen die Präferenzen des Landwirts im Vordergrund stehen.

Automatisiertes Auffüllen der Heukörbe

Vorratsbehälter für die automatisierte Raufutter-/ Einstreu- vorlage

Kann ich auch mit einem konventionellen Schweinemaststall eine höhere Haltungsform erreichen?

Umbauten, bzw. Auslauf-Anbauten bringen nicht selten besondere Herausforderungen mit sich. So steht im Zentrum aller Überlegungen die innere Verkehrslage des Betriebs, aber auch Abstandsflächen zu Wohnbebauungen oder schützenswerten Biotopen. Bei jedem Umbau ist nach einer individuellen Lösung zu suchen. Voraussetzung ist stets, dass alle Tiere Kontakt zum Außenklima (Auslauf oder offene Stallfront), also zur Außenmauer, haben. Das ist nur in wenigen konventionellen Stallungen gegeben und bringt nicht selten Anpassungen im Innenbereich mit sich – sofern die Bestrebung darin besteht, mindestens die Haltungsform Stufe 3 zu erreichen. Nicht zu vergessen sind eventuell erforderliche Anpassungen in der Bodengestaltung des Innenbereichs. Einige Vermarktungsinitiativen des Lebensmitteleinzelhandels fordern bereits in dieser Stufe einen geschlossenen (teilweise eingestreuten) Liegebereich.

Blick in den Kanal einer Unterflurschieberentmistungsanlage – Abwurfkante

Wie kann ich meine Tierwohl-Schweine vermarkten?

Neben der Frage der Genehmigungsfähigkeit stellt sich schnell auch die Frage nach den Vermarktungsmöglichkeiten. Nur selten war es den Projektbetrieben möglich, bereits vor dem Bau des alternativen Stallsystems eine Vermarktung vertraglich abzusichern. Vielmehr ergab sich diese während der Bauphase oder im Laufe der Zeit. Während etwa die Hälfte der Betriebe den Lebensmitteleinzelhandel als Vertragspartner finden konnte, deckten die weiteren Betriebe ihren Mehraufwand durch eine individuelle Metzgervermarktung. Letztere kann insbesondere für Umbaulösungen eine gute Möglichkeit sein, bauliche Details abgestimmt auf die örtlichen Gegebenheiten anzupassen. Bei der Vermarktung über den Lebensmitteleinzelhandel dient die Haltungsform als Orientierung, diese legt die Mindestanforderungen für die jeweilige Stufe fest. Abweichend davon bringen einige Label die Einhaltung etwas höherer Standards mit sich. Es empfiehlt sich, diese bereits bei der Planung zu berücksichtigen, um bei der Vermarktung etwas Flexibilität zu behalten.

Franziska Plank, LfL

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