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Fresser im Außenklimastall aufziehen

Fresser im Außenklimastall aufziehen

Landwirt Michael Kastner zieht Kälber auf Stroh auf. Nach ca. 105 Tagen verkauft er die Fresser an Rindermäster. Damit ist er nicht nur Vorreiter, sondern auch gut gerüstet für die Zukunft.

Pro Bucht hält Michael Kastner 60 Kälber auf Stroh.

Alles ist ruhig. Die Luft ist kühl und frisch. Das Rascheln im Stroh wird lauter. Und plötzlich stehen sie vor uns: circa 60 kleine Fleckviehkälber schauen neugierig, was wir vorhaben.

Betrieb Kastner

2016 und 2019 baute Michael Kastner zwei Außenklimaställe, um darin je 120 Kälber aufzuziehen. Mit 5,5 Monaten und circa 200 Kilogramm Gewicht verkauft er sie als Fresser. Das Grundfutter baut er auf den 20 Hektar Eigenland an: Wintergerste, Mais, Triticale und Wiesenheu. Seine Eltern Josef und Karin Kastner unterstützen ihn, sein Vater bei der Stallarbeit und seine Mutter im Büro. Zusätzlich hält Michael Kastner 50 Bullen im umgebauten Anbindestall und arbeitet 20 Stunden pro Woche am städtischen Bauhof. 

Gerne hilft Josef Kastner (rechts) seinem Sohn Michael (links) bei der Stallarbeit.

Von der Milchviehhaltung zur Fresseraufzucht

Bis 2011 hielten die Kastner‘s fünfzehn Milchkühe in Anbindehaltung und zogen die eigene Nachzucht auf. In dem Jahr verkauften sie die Milchkühe, bauten den Stall um und begannen Kälber ab acht Wochen zu mästen. Mit zunehmenden Pachtpreisen reifte die Idee, in die Fresseraufzucht einzusteigen. Da die Kälber deutlich weniger Futter als Mastrinder benötigen, können sie das gesamte Grundfutter auf ihren eigenen Flächen anbauen.

Warum Außenklimaställe

Für Michael Kastner war von Anfang an klar, dass er Außenklimaställe bauen möchte. Mit Haltung auf Stroh, viel Platz, Licht und frischer Luft bietet er den Kälbern ideale Bedingungen für eine gute Tiergesundheit. Den höheren Aufwand in Form von Strohkosten, Einstreuen und Misten nimmt er dafür gerne in Kauf.

Stall und Planung

Beide Ställe sind baugleich und unterscheiden sich nur durch die Maße.
Nach 55 Tagen auf dem Betrieb ziehen die abgetränkten Kälber in den Kindergartenstall um.

Als gelernter Zimmermann hat Michael Kastner die Ställe selbst geplant. Für die Berechnung der Statik und der Baugenehmigung hat er ein Planungsbüro beauftragt. Die Verkleidung der Hülle, die Aufstallung und die Montage hat er zusammen mit Freunden realisiert. Lediglich den Oberbau, die Schieberanlagen und die Tränkeautomaten hat der junge Landwirt zugekauft. Die Ställe hat er nach den Altersgruppen der Kälber benannt: Kita und Kindergarten.

Maße der Kälberställe

Die Firsthöhe beträgt sieben Meter und vier Meter an der kurzen Seite. Pro Tier ergibt das einen Luftraum von 25 Quadratmeter. Das Pultdach beider Ställe ist nach Süden geöffnet. Die eindringenden Sonnenstrahlen sind insbesondere in den kühlen Monaten wichtig für die Kälber. Durch das isolierte Sandwichdach ist das Klima auch im Sommer angenehm. Je nach Witterung werden die Tore sowie die Curtains geöffnet und sorgen für eine natürliche Luftbewegung.

Kosten

Da der Stall mit sehr viel Eigenleistung gebaut wurde, ist es nicht ganz einfach die Stallbaukosten zu beziffern. „Inklusive der Hallen zur Strohbergung und Futterlagerung liegt der Stallplatz bei circa 2.500 Euro pro Tier“, sagt Michael Kastner. Die Eigenleistung ist hierbei nicht berücksichtigt.

Liegebereich und Strohverbrauch

Im hinteren Liegebereich sorgen Flatdecks für ein Kleinklima ohne Zug. In dem geschützten Bereich können sich die Kälber zurückziehen. Damit sie ihren Saugreflex ausüben und spielen können, hat Michael Kastner im Liegebereich Nuckel aufgehängt. Alle zwei bis vier Tage streut er maschinell Stroh nach. In den 105 bis 110 Tagen, die die Kälber auf seinem Hof verbringen, verbraucht er 150 Kilogramm Stroh pro Kalb. Das entspricht circa 1,5 Kilogramm pro Tier und Tag. Um den hohen Strohbedarf zu decken, tauscht Kastner mit anderen Landwirten Mist gegen Stroh.

Schieber und Ausmisten

In beiden Ställen ist ein Mistschieber im Fressbereich verbaut, der bei den jüngeren Tieren drei und bei den älteren Tieren sechs Mal pro Tag läuft. Um die Keimbelastung gering zu halten, wird jede Bucht vor dem Ein- wie auch Umstallen gemistet, gewaschen und desinfiziert. „Zusätzlich werden die Buchten der Kita-Kälber sechs Tage nach dem Einstallen ausgemistet, um die erste große Keimlast wegzubringen“, erklärt Michael Kastner. Ein weiteres Ausmisten ist meist erst nach der Mastperiode, also beim Umstallen notwendig.

Kälber kaufen und einstallen

Die acht Wochen alten Fleckviehkälber kauft Michael Kastner beim Rinderzuchtverband Oberpfalz sowie beim Viehhandel Schöll. Dabei legt er großen Wert darauf, dass die Kälber aus Bayern kommen. Alle 28 Tage werden 60 neue Kälber im Kita-Stall eingestallt. Um den Konkurrenzkampf zu reduzieren, sortiert Michael Kastner die Tiere mit 55 Tagen nach Größe und Entwicklungsstand. Außerdem ziehen sie in den Kindergartenstall um, in dem die Buchten größer sind.

Vorsorge und Impfung der Kälber

Bei Ankunft auf dem Betrieb Kastner werden alle Kälber gegen Grippe und Parasiten geimpft und erhalten eine Vitaminspritze. „Gerade in den ersten zwei Wochen ist die Keimlast hoch und das eine oder andere Kalb wird mal krank“, berichtet Kastner. Wenn es notwendig ist, verabreicht sein Hoftierarzt Einzeltieren Medikamente.

Fütterung der Kälber

Kitastall: Pro Bucht stehen den 60 Kälbern vier Stationen am Tränkeautomaten zur Verfügung.
Am Kälbertränkeautomat legt Michael Kastner die Milchmengen pro Kalb fest und kann die Tränkekurven einsehen.

In den ersten 40 Tagen erhalten die Kälber am Tränkeautomaten Milch. Pro Bucht stehen den Kälbern vier Stationen bereit. Die Milchmengen teilt Michael Kastner am Automaten zu und speichert diese auf den Transpondern der Kälber. Die Milchmenge steigert er von vier Liter am ersten Tag bis auf sechs Liter am 20. Tag. Ab diesem Tag wird die Milchmenge dann wieder langsam reduziert, sodass die Tiere am Tag 40 abgetränkt sind. Über die gesamte Tränkezeit erhält jedes Kalb 26 Kilogramm Milchaustauscher.

Am Futtertisch füttert Kastner eine Trocken-TMR (Totale Mischration) als Vorratsfütterung. Da er Kälber in vier unterschiedlichen Altersgruppen hält, mischt er pro Woche vier Kälber-TMR. „Die sich wöchentlich ändernden Rezepturen sind an die Größe und an das Gewicht der Kälber angepasst“, erklärt LKV-Ringberater Thomas Huber. Dadurch ist die Fütterung Stickstoff- und Phosphor reduziert. Ab der fünften Woche werden die Kälber per Hand mit Maissilage zugefüttert. Die TMR enthält folgende Bestandteile: Heu, Luzerne, Stroh, Soja, Wintergerste, Körnermais, Melasse, Mineralfutter und Futterkalk.

LKV-Ringberater Thomas Huber schaut sich gemeinsam mit Michael Kastner die Futterration an. Zwei bis vier Mal im Jahr kommt er auf den Betrieb.

Tierverkauf und Gewicht der Kälber

Um das Wachstum und Gewicht seiner Tiere zu überprüfen, wiegt Michael Kastner seine Tiere zum Ende der Aufzuchtphase. Der Wiegeraum befindet sich in der Mitte des Kindergarten-Stalls. Mit 5,5 Monaten und einem Lebendgewicht von circa 200 Kilogramm verkauft Michael Kastner die Fresser an die Erzeugergemeinschaft für Schlachtvieh Oberpfalz. Tiere mit unterdurchschnittlichen Zunahmen behält er auf dem Hof und mästet sie im Bullenmaststall.

Tierkontrolle

Mehrmals am Tag sind die Kastner‘s bei den Tieren. Dabei kontrollieren sie die Futter- wie auch Tränkeaufnahme, das Verhalten und den Gesundheitszustand.

Auf die LKV-Beratung gekommen

Zur LKV-Ringberatung kam Michael Kastner über eine Empfehlung der Erzeugergemeinschaft für Schlachtvieh Oberpfalz. Seit 2016 kommt LKV-Ringberater Thomas Huber auf seinen Betrieb und unterstützt ihn mit Beratung und Qualitätsmonitoring. Dazu zählen Managementstrategien für die Bereiche Fütterung, Haltung und Stallklima sowie Kostenvergleiche bei den Futterkosten, die Fleischleistungsprüfung und der Betriebsvergleich.

Rundum zufrieden mit der LKV-Ringberatung für Rindermast

Michael Kastner ist sehr zufrieden mit seinen Ställen, da das Arbeiten in den neuen Ställen sehr angenehm ist: „Ich habe einfach Freude an der Arbeit, wenn es den Tieren gut geht und sie einen zufriedenen Eindruck machen.“ Er würde seine Ställe genauso wieder bauen.

Kurz vorgestellt

Seit 2011 arbeitet der gelernte Landwirt und Landwirtschaftsmeister als LKV-Ringberater für Rindermast. Zwei bis vier Mal pro Jahr besucht der 40-jährige seine 85 Betriebe in der Oberpfalz.

Martina Leißner

LKV-Ringberater Thomas Huber

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