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Direkt vermarkten mit digitalen Hilfen

Direkt vermarkten mit digitalen Hilfen

Damit Verbraucher direkt beim Bauernhof kaufen, müssen sie ihn und seine Produkte kennenlernen. Das klappt mit Facebook, Instagram und Co.

Vermarktung ist alles: über digitale Kanäle können Landwirte neue Kunden gewinnen. Foto: iStock-1379249996_ferrantraite

Zu dem Thema Direktvermarktung hat das Kompetenz-Netzwerk digitale Landwirtschaft Bayern zusammen mit dem Mittelstand 4.0-Kompetenzzentrum Lingen im April 2022 eine Veranstaltung organisiert: „Digital, regional und kundennah? Chancen des digitalen Agrarmarketings nutzen“. Dieser Artikel fasst die Inhalte zusammen.

Die Agrarstruktur wandelt sich. Aktuell gibt es in Bayern vermehrt kleine Betriebe, Nebenerwerbsbetriebe und Öko-Landbau. Auch hier stehen Landwirte ständig vor neuen Anforderungen. Während „die Landwirtschaft“ ein eher schlechtes Image hat, werden einzelne Bäuerinnen und Bauern von den Verbrauchern sehr positiv bewertet. Das positive Image verdanken sie vor allem den Direktvermarktern. Sie bescheren den Kunden ein Verkaufserlebnis und machen im persönlichen Austausch gleichzeitig Öffentlichkeitsarbeit.

Warum direkt vermarkten?

85 bis 90 Prozent der in Deutschland produzierten Lebensmittel werden über den Handel an den Verbraucher verkauft. 10 bis 15 Prozent der Lebensmittel vermarkten die Erzeuger selbst. „Direktvermarktung hat ein riesiges Potenzial“, sagt Prof. Dr. Michael Harth von der Hochschule Neubrandenburg. Direktvermarkter erzielen höhere Verkaufserlöse für ihre Erzeugnisse und sichern die wirtschaftliche Grundlage ihrer Betriebe. Sie bauen sich eine weitere Einkommensquelle auf und sind weniger abhängig von ihren Abnehmern. Außerdem haben sie Kontakt zu den Kunden und wissen, was diese kaufen wollen.

Wege der Direktvermarktung

Bei der klassischen Direktvermarktung kommt der Kunde zum Landwirt. Hofläden und Selbstpflückaktionen laden Kunden ein, direkt zum Landwirt zu fahren. Aber es geht auch anders. Bei Verkaufsständen auf Wochenmärkten, bei zentralen Bauernläden in Städten und über Grillfleischautomaten kommt der Landwirt zum Kunden. Außerdem zählen Verkaufsregale im Supermarkt, ein Abokisten-Lieferservice oder ein Verkauf über Erzeuger-Verbrauchergemeinschaften wie die „Marktschwärmer“ zu diesem Verkaufsweg. Zusätzlich vermarkten Landwirte ihre Produkte vermehrt über Online-Shops.

Chancen durch digitale Kanäle

Insbesondere durch die Coronazeit sind die Menschen stärker vernetzt und viele Arbeiten von zu Hause. Dabei sind Lieferservices und das Bestellen von Lebensmitteln im Internet immer beliebter geworden. Viele Verbraucher kochen und backen zunehmend selber und entdecken regionale Lebensmittel. Heike Zeller ist Expertin für regionale Vermarktungsstrategien und sagt: „Essen ist Pop. Verbraucher wollen besondere Produkte kaufen und Essen erleben.“ Direktvermarkter bieten beides. Außerdem können sie im persönlichen Gespräch und über digitale Kanäle eine Geschichte zum Produkt erzählen. Dadurch versteht der Kunde, warum er für besondere Produkte mehr Geld bezahlen muss.

Tipp von Heike Zeller zur Direktvermarktung

Im besten Fall erreicht man die Kunden über mehrere digitale Kanäle. Heike Zeller empfiehlt, die Auswahl der Kanäle an die Zielgruppe anzupassen. Dabei ist es wichtig zu wissen, dass nicht jeder ein Profil in sozialen Netzwerken wie Facebook, Instagram, TikTok und Co. besitzt. Eine Website hingegen ist für alle mit Internet erreichbar und „eigenes Revier“. Auch WhatsApp benutzen viele und man kann darüber gut mit Kunden in Kontakt treten.

Heike Zeller ist Expertin für regionale Vermarktungsstrategien.

Online vermarkten

Das Internet bietet viele Wege, um Produkte online zu vermarkten. Das Angebot reicht von Websites, Newslettern, Onlineshops und Plattformen, bis hin zum Handel über das Smartphone und Social Media.

Website zur Direktvermarktung

Websites bieten den Vorteil, dass jeder darauf zugreifen kann. Hier sollte der Verbraucher alle wichtigen Informationen zum Betrieb und Produkt finden. Zudem sollte eine Website einen Mehrwert bringen, wie zum Beispiel Rezepte zum Produkt.

Newsletter zur Direktvermarktung

Ein Newsletter informiert Kunden per E-Mail über spannende Themen und besondere Aktionen wie den nächsten Schlachttag. Newsletter sollten regelmäßig oder zu besonderen Anlässen verschickt werden. Sie stärken die Bindung zum Kunden und bieten ihnen die Möglichkeit, direkt auf die E-Mail zu antworten.

Onlineshop zur Direktvermarktung

Online-Shops sind für Kunden jederzeit erreichbar und ermöglichen die Lieferung nach Hause. Immer mehr Landwirte bieten Crowdbutching an. Dabei erwerben Käufer Fleischpakete von einem Tier. Erst wenn das komplette Fleisch eines Tieres Tier verkauft ist, wird es geschlachtet.

Plattformen zur Direktvermarktung

Online-Plattformen sind global, regional und als Plattform-System verfügbar.

Über Amazon können Landwirte weltweit Produkte an Kunden verkaufen. Dabei übernimmt Amazon den Zahlungsprozess und wenn gewünscht auch den Warenversand.

Regionale Plattformen verbinden Erzeuger und Verbraucher über Genossenschaften, wie zum Beispiel die Bauernbox aus dem Münsterland.

Online-Plattform-Systeme bieten Landwirten die Möglichkeit, ihre Produkte ohne eigenen Onlineshop zu verkaufen. Unter anderem zählen Wochenmarkt24 und Radimundi zu den Anbietern.

WhatsApp, Instagram & Facebook um direkt zu vermarkten

Es braucht keinen eigenen Shop, um etwas zu verkaufen. Der WhatsApp-Status eignet sich hervorragend, um zum Beispiel neuen Käse oder Sonderöffnungszeiten anzukündigen. Auch Beiträge, Stories und Videos auf den Plattformen Instagram und Facebook eignen sich sehr gut.

Geschichten erzählen

Verbraucher wollen die Erzeuger und den Hof kennenlernen. Dies ist über jeden Vermarktungsweg möglich. Mit dem Erzählen von Alltagsgeschichten können wir online eine Nähe zu den Käufern aufbauen. Sie finden auch das 50. Kalb, den Umbau und die bodennahe Gülleausbringung interessant. Einblicke auf den Hof schaffen Transparenz und Vertrauen.

Social Media für Landwirte

Eine digitale Broschüre der HSWT und des STMELF gibt Handlungsempfehlungen. Die Broschüre hilft Landwirten auf dem Weg zum eigenen Social Media Kanal.

Kompetenz-Netzwerk digitale Landwirtschaft Bayern

Das Kompetenz-Netzwerk digitale Landwirtschaft Bayern (KNeDL) ist ein offenes und interdisziplinäres Netzwerk für Interessierte aus Wirtschaft, Wissenschaft, Politik, Verbände, Selbsthilfe- und Erzeugerorganisationen und Verwaltung. Das KNeDL fungiert als Impulsgeber für Entscheidungsträger in Agrarbranche und Politik. Damit sollen Markt- und Technologietrends frühzeitig erkannt, Handlungsbedarfe aufgedeckt und kommuniziert sowie Entwicklungen analysiert und Konsequenzen aufgezeigt werden. Mit Vorträgen, Publikationen, Großveranstaltungen, Workshops und Wettbewerben informiert das Netzwerk über aktuelle Markt- und Technologietrends, sowie Forschungen und Initiativen. Landwirte haben die Möglichkeit, alltägliche Probleme und Wünsche anzubringen. Lösungen werden gemeinsam mit den Netzwerkteilnehmern gesucht. Weitere Infos zur Netzwerkarbeit und Veranstaltungen: www.knedl.bayern

Mittelstand 4.0 – Kompetenzzentrum Lingen

Das Mittelstand 4.0-Kompentenzzentrum Lingen nimmt kleinen und mittleren landwirtschaftlichen Betrieben die Ängste und ermutigt sie, den Schritt zur Digitalisierung zu wagen. Das Kompetenzzentrum ist eine begleitende und unterstützende Anlaufstelle. Durch praxisnahe Demonstrationen von Produkten sowie Anwendungseinfällen und persönliche Gespräche, führt es Betriebe an neue Technologien heran.  Das Mittelstand 4.0-Kompetenzzentrum Lingen ist Teil der Förderinitiative „Mittelstand 4.0 – Digitale Produktions- und Arbeitsprozesse“, die im Rahmen des Förderschwerpunkts „Mittelstand-Digital – Strategien zur digitalen Transformation der Unternehmensprozesse“ vom Bundesministerium für Wirtschaft und Energie (BMWi) gefördert wird. Das Kompetenzzentrum agiert anbieterneutral und sämtliche Angebote sind kostenlos nutzbar. Weitere Informationen: www.mittelstand-digital.de

Martina Leißner

Aktuelles VOM lkv bayern

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