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Der Milcheiweißgehalt hat große Bedeutung für den Landwirt. Einerseits spielt er eine entscheidende Rolle für den Auszahlungspreis in der monatlichen Milchgeldabrechnung und andererseits liefert er wichtige Hinweise zur Energieversorgung der Kuh. An Hand des Eiweißgehaltes kann nämlich die Energieversorgung überprüft werden. Liegt der Wert unter 3,20%, weist das Tier einen Energiemangel auf und steigt er über 3,80% besteht ein Energieüberschuss.
Wird die Kuh nicht optimal mit Energie versorgt, kann das schwerwiegende Konsequenzen für die Gesundheit des Tieres haben. So führt ein Energieüberschuss (Eiweißgehalt> 3,80%), vor allem in der Spätlaktation, zu einer Verfettung des Tieres und einer Vorschädigung der Leber. Das kann Probleme bei der Kalbung und Stoffwechelstörungen zu Beginn der Laktation verursachen. Die Kühe nehmen mehr Energie auf als notwendig. Vor allem die Kraftfuttergabe am Ende der Laktation sollte daher dem Bedarf angepasst werden.
Milcheiweißwerte < 3,20% sind besonders in der frühen Laktation zu beachten. Kühe steigern unmittelbar nach der Geburt die Milchmenge sehr rasch, aber die Futteraufnahme reicht nicht aus, um den erforderlichen Energiebedarf zu decken. Daraus können Probleme wie Ketosen oder Eierstockzysten resultieren.
Um genügend Milcheiweiß zu bilden, muss die Kuh mit ausreichend nutzbarem Rohprotein versorgt werden, das von den Pansenmikroorganismen produziert wird. Dafür ist eine ausreichende Energieversorgung der Kuh notwendig.
Eine Auswertung der MLP-Daten hat ergeben, dass die Energieversorgung zu Laktationsbeginn auf vielen Betrieben eine Schwachstelle darstellt. Dabei lässt sich ein Unterschied zwischen Ackerbau- und Grünlandbetrieben erkennen. In Grünlandregionen ist eine ausreichende Energieversorgung schwieriger zu erreichen als in Ackerbaugebieten. Bereits im Grundfutter kann dort oft nicht der erforderliche Energiegehalt erzielt werden.
Der Milchfettgehalt gibt in Abhängigkeit vom Laktationsstadium, Auskunft über die Versorgungssituation einer Kuh mit Energie und strukturierter Rohfaser.
Denn zur Bildung von Milchfett wird Essigsäure benötigt, die im Pansen entsteht. Diese Essigsäure wird bei ausreichender Energie- und Proteinversorgung aus pflanzlichen Gerüststoffen gebildet.
Daher sind für den Milchfettgehalt das Angebot an strukturiertem Grundfutter, das Grund-: Kraftfutterverhältnis und die Höhe der Gesamtfutteraufnahme ausschlaggebend.
Neben der Futtergrundlage beeinflusst auch die Körperfettmobilisation den Milchfettgehalt (Lipomobilisation), besonders zu Laktationsbeginn. Dabei steigt durch eine unzureichende Futteraufnahme oder mangelnde Energiedichte des Futters nach der Kalbung der Milchfettgehalt über 4,50%.
Grund dafür ist die Mobilisation von Körperfett aufgrund eines Energiemangels. Dieses Problem tritt vor allem bei Kühen auf, die stark verfettet aus der Trockenstehperiode zur Kalbung kommen. Es bilden sich dabei Ketonkörper, die die Leber belasten und in der Folge zu Appetitverlust führen.
Auch das Absinken des Milchfettgehaltes unter 3,60% ist auf Fehler in der Fütterung zurückzuführen. Hauptursache dafür ist der Rohfasermangel in der Futterration durch eine zu hohe Kraftfuttermenge.
Zusätzlich kann ein Fettgehalt unter 3,60% als Indikator für das Vorhandensein einer subklinischen Pansenazidose gewertet werden. Die Auswirkungen dieser Pansenübersäuerung sind z.B. bei der leichten Form eine geringere Futteraufnahme und dadurch eine abgesenkte Milchleistung, bei akuten Pansenazidosen kann es zu starken Verdauungsstörungen, Festliegen und Todesfällen kommen. Zudem führen azidotische Zustände zu einer erhöhten Infektionsgefahr im Euter.
Beurteilt man lediglich den Milchfettgehalt kann es passieren, dass sich der Fettanstieg, ausgehend von der Lipomobilisation, und der Fettabfall, auf Grund eines Rohfasermangels in der Ration, aufheben. Zur sicheren Erkennung ketosegefährdeter Kühe wurde deshalb der Fett-Eiweiß-Quotient eingeführt.
Dabei ermöglicht die Unterteilung der Laktation in verschiedene Abschnitte eine gezielte Analyse der Fütterung in den einzelnen Phasen.
Fett-Eiweißquotient (FEQ) = Fettgehalt / Eiweißgehalt
Der Milchfett- und der Milcheiweißgehalt werden von einer Vielzahl von Faktoren beeinflusst. Einer der bedeutendsten ist die Nährstoffversorgung des Tieres. Ein optimaler Wert des FEQ sollte zwischen 1,0 und 1,5 liegen.
Z.B. bei einem Fettgehalt von 3,75% und einem Eiweißgehalt von 3,82% errechnet sich ein Fett- Eiweiß- Quotient von 0,98. In diesem Fall unterschreitet der FEQ den Idealbereich und es besteht die Gefahr der Azidose.
Ursache für einen niedrigen FEQ-Wert ist häufig die übermäßige Aufnahme von Kraftfutter und damit Zucker und Stärke bei gleichzeitigem Mangel an strukturreichem Futter.
Befindet sich der FEQ über dem Grenzwert von 1,5, z.B. bei einem Fettgehalt von 4,67% und einem Eiweißgehalt von 3,01%, besteht die Gefahr einer subklinischen Ketose. D.h. die Kuh nimmt nicht genug Energie auf, um das eingeschmolzene Körperfett ganz abbauen zu können und bildet stattdessen Ketonkörper, die über die Leber ausgeschieden werden müssen. Ein überhöhter Wert des FEQ deutet somit auf einen Energiemangel der Kuh hin. Vor allem zu Laktationsbeginn steigt der Anspruch der frischlaktierenden Kuh stark an und ist, in Abhängigkeit von der Milchleistung, schwer zu decken.
Am Ende der Laktation sollte man einer Überversorgung mit Energie vorbeugen (=zu hohe Eiweißgehalte), um einer Verfettung des Tieres und weiteren negativen Folgen entgegenzuwirken.
Der Harnstoffgehalt der Milch kann als Indikator für die Versorgung der Pansenmikroben mit Stickstoff aus dem abgebauten Futterprotein verwendet werden. Anzustreben sind dabei Harnstoffgehalte zwischen 150 und 300 mg pro Liter Milch. Der Harnstoff an sich kann als eine Art „Abfallprodukt“ des Eiweißstoffwechsels bezeichnet werden.
Bei Harnstoffwerten < 15 mg/ dl Milch werden die Pansenmikroben unzureichend mit abbaubarem Proteinen versorgt. Obwohl ausreichend Energie vorhanden ist können die Mikroben wegen des Stickstoffmangels schlecht wachsen und sich vermehren. In der Leber wird deshalb wenig Ammoniak zu Harnstoff umgewandelt.
Harnstoffwerte über 30 mg/ dl Milch können als Hinweis auf einen Überschuss an abgebautem Futterprotein im Verhältnis zur Energie betrachtet werden. Durch einen Eiweißüberschuss aus der Fütterung wird die Leber mit dem beim Proteinabbau entstehendem Ammoniak belastet. Ist keine ausreichende Energieversorgung gewährleistet, erhöht sich dieser Effekt, da die Entgiftung der Leber, durch Umwandlung des Ammoniaks zu Harnstoff, sehr energieaufwendig ist. Die Leber wird dadurch stark belastet und geschwächt, wodurch sich die Anfälligkeit für Euterentzündungen und andere Krankheiten erhöht, vor allem die Fruchtbarkeit leidet darunter.
Die Auswertung der MLP-Daten hat das bestätigt: Mit steigenden Harnstoffgehalten in der Milch verlängern sich die Verzögerungszeit und die Güstzeit (Zeitraum von der Kalbung bis zur erfolgreichen Besamung).
Kennzahl (Abkürzung) | Definition | Formel | ||
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Abgangsrate (AR) | Anteil abgegangener Tiere im Verhältnis zur Gesamtzahl der Tiere |
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Abkalberate (AKR) | Anteil der Abkalbungen im Verhältnis zur Anzahl der besamten Tiere |
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Besamungsaufwand (BA) (s. Trächtigkeitsindex) |
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Besamungsindex (BI) | Anzahl Besamungen je Trächtigkeit |
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Brunsterkennungsrate (BER) | Anteil brünstiger Tiere, die erkannt werden |
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Brunstnutzungsrate (BNR) | Anteil der besamten Kühe von zur Besamung anstehenden Kühe bezogen auf einen Brunstzyklus |
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Erstbesamungsalter (EBA) | Alter bei der ersten Besamung | |||
Erstbesamungserfolg (EBE) s. Trächtigkeitsrate aus Erstbesamungen |
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Erstbesamungsindex (EBI) | Anzahl der Erstbesamungen im Verhältnis zu tragenden Tieren |
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Erstkalbealter (EKA) | Alter bei der ersten Abkalbung | |||
Freiwillige Wartezeit (FWZ) | Zeitraum nach Abkalbung, in dem Kuh nicht wieder belegt wird | |||
Güstzeit (GZ) | Zeitraum zwischen Abkalbung und erstem Trächtigkeitstag (= erfolgreiche Belegung) | erfolgreiche Belegung − Abkalbung | ||
Keine Brunst 60 Tage p.p. | Anteil der Tiere, die 60 Tage nach der Abkalbung noch nicht wieder belegt worden sind | |||
Konzeptionsrate
(KR) s. Trächtigkeitsrate |
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Non-Return Rate 28, 56 und 90 (NR28, NR56, NR90) | Anteil der Tiere, die 28, 56 oder 90 Tage nach der Belegung nicht wieder belegt wurden | |||
Pregnancyrate | Prozentualer Anteil tragender Kühe, die in einem Zeitraum von 21 Tagen zur Belegung geeignet gewesen wären |
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Trächtigkeitsrate (TR) / Trächtigkeitsrate gesamt (TRG) | prozentualer Anteil tragender Kühe an belegten Kühen |
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Trächtigkeitsrate aus Erstbesamungen (TREB) | Prozentualer Anteil der Tiere, die nach erster Belegung tragend geworden sind |
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Trächtigkeitsrate aus Nachbesamung i (TRNBi) | Prozentualer Anteil tragender Kühe aus i-ter Nachbesamung (NB) im Verhältnis zu Kühen mit i-ter NB |
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Rastzeit (RZ) | Zeitraum zwischen Abkalbung und nachfolgender erster Belegung | erste Belegung − Abkalbung FWZ + UWZ | ||
Trächtigkeitsindex (TI) | Anzahl der Belegungen je tragendem Tier |
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Unfreiwillige Wartezeit (UWZ) | Zeitraum zwischen Ende der FWZ und erster Belegung (abhängig von BER und BNR) | |||
Verzögerungszeit (VZ) | Zeitraum zwischen erster und erfolgreicher Belegung (= 1. Trächtigkeitstag) innerhalb einer Laktation | GZ − RZ | ||
Zwischenbesamungszeit (ZBZ) | Differenz zwischen zwei aufeinanderfolgenden Besamungen | |||
Zwischenkalbezeit (ZKZ) | Zeitraum zwischen zwei aufeinanderfolgenden Abkalbungen einer Kuh | |||
Zwischentragezeit s. Güstzeit |
Durchschnitt der besten 25 % der bayerischen LKV-Betriebe
Kennzahl | Einheit | Fleckvieh | Braunvieh | Holstein Friesian |
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Besamungsindex (BI) | 1.37 | 1.35 | 1.39 | |
Erstbesamungsalter (EBA) | Monate | 17.4 | 17.7 | 16.9 |
Erstbesamungsindex (EBI) | 1.35 | 1.34 | 1.32 | |
Erstkalbealter (EKA) | Monate | 26.7 | 27.1 | 26.2 |
Güstzeit (GZ) | Tage | 77.5 | 79.8 | 85.0 |
Non-Return Rate 28 (NR28) | 87.95 | 72.44 | 73.32 | |
Non-Return Rate 56 (NR56) | 72.64 | 72.44 | 73.32 | |
Non-Return Rate 90 (NR90) | 61.76 | 62.18 | 63.92 | |
Rastzeit (RZ) | Tage | 54.3 | 55.5 | 58.1 |
Zwischenkalbezeit (ZKZ) | Tage | 366 | 370 | 372 |