Klimawirkungen auf die Schweinehaltung
Kaum eine andere Branche ist so abhängig vom Wetter wie die Landwirtschaft. Der Klimawandel hält durch unbeständiges Wetter, Regen oder Trockenheit zur „falschen Zeit“ sowie Extremwetterereignisse große Herausforderungen bereit. Die Erzeugung von Futter für die eigenen Tiere ist unmittelbar davon betroffen. LKV-Ringberater Gerhard Neupert weiß, was es zu beachten gibt und welche Maßnahmen Sie ergreifen können, um Wohlbefinden und Gesundheit ihrer Tiere zu erhalten.

Zu den großen Herausforderungen der Tierhaltung gehören Umwelt- und Klimaschutz aber auch der Umgang mit sich ändernden Klimawirkungen. Dazu zählt der unmittelbare Hitzestress für das Tier. Doch auch die Konsequenzen für den Futterbau können durch Beeinträchtigung von Futtermenge und -qualität massiv sein.
Die Auswirkungen der Klimawirkungen sind regional sehr unterschiedlich. Unsere Landwirte haben aber immer öfter mit ihnen zu tun. Bei dem einem ist es zu trocken, bei dem anderen zu feucht. Wir LKV-Ringberater unterstützen unsere Landwirte dabei, ihre individuellen Herausforderungen optimal zu meistern.
Aussaat und Ernte
Es beginnt mit den Niederschlagsschwankungen bei der Aussaat und geht weiter mit Frost- oder Wasserschäden, die den Ertrag durch schlechten Feldaufgang beeinträchtigen. Ist der Frühsommer zur Getreideblüte zu feucht, begünstigt das den Pilzbefall von Futter und Einstreu. Trockenheit dagegen hemmt die Einlagerung von Nährstoffen. Einstreu wird weniger saugfähig. Abhilfe kann der Einsatz weniger anfälliger Sorten und ein intelligentes Pflanzenschutzmanagement leisten. Bio-Betriebe versuchen dieser Herausforderung mit ausgeklügelten Fruchtfolgen zu trotzen. Bei der Ernte gilt es den Mähdrescher richtig einzustellen.
Futterhygiene in der Schweinehaltung
Die Futterhygiene liegt mir besonders am Herzen. Sie ist ausschlaggebend für Lagerverluste und die spätere Akzeptanz durch die Tiere, die wiederrum ausschlaggebend für die Futteraufnahme ist. Darüber hinaus begünstigt pilzbelastetes Getreide Ohren- und Schwanzbeißen. Ich empfehle, das Getreide vor der weiteren Bearbeitung bzw. der Einlagerung zumindest grob von Schmutz, Spelzen und Staub zu befreien. Dazu eignen sich Wind- und Siebreiniger. In der Ferkelerzeugung sollte der Reinigungsvorgang wiederholt werden. Bei Fusarienbelastung ist eine intensive Reinigung Pflicht, denn Strohteilchen und Schmachtkörner sind stärker mit Toxinen belastet als das vollständig ausgebildete Korn.

Lagertemperatur und Feuchtigkeit
Die optimale Lagertemperatur liegt bei 15°C. Ist das Getreide zu warm, rate ich dazu, die Kühlung über Nacht laufen zu lassen. Wird das Getreide zu warm eingelagert, kann Schwitzwasser entstehen, was Lagerpilze zur Folge hat.
Die Feuchtigkeit des Getreides hat massive Bedeutung für die Futterqualität und über mögliche Verluste auch für die Futtermenge. Musste das Getreide feucht geerntet werden, muss es getrocknet werden. Kommt die Trocknung an ihre Grenzen, empfehle ich auf jeden Fall die Einlagerung mit Konservierungssäure.
Sind die Körner bereits gekeimt, ist die Anfälligkeit gegenüber Mikroorganismen durch die geöffneten Samenschalen erhöht. Dieses Getreide muss immer mit Konservierungssäure behandelt werden. Auch die Untersuchung des Getreides ist unerlässlich. Im Fall der Fälle sollte gekeimtes Getreide besser über eine Biogasanlage verwertet werden.
Futtermitteluntersuchung im LKV-Futterlabor
Die Untersuchung der Futtermittel ist immer eine gute Idee. Denn wenn wir nicht wissen, was im Futter steckt, können wir unsere Tiere nicht gezielt versorgen. Die Inhaltsstoffe des betriebseigenen Getreides unterliegen jährlichen Schwankungen. Ohne Futteruntersuchung ist die gezielte Rationsgestaltung nicht möglich.
Die Betriebsleiter, mit denen ich zusammenarbeite, ziehen direkt nach der Ernte eine repräsentative Probe und lassen sie im LKV-Futterlabor untersuchen. Gibt es im Laufe des Jahres Probleme im Futterstock, veranlassen wir eine zusätzliche Analyse. Das LKV hat ein bequemes Angebot rund um die Probenlogistik und Ergebnisausgabe und auch wir Ringberater unterstützen Sie dabei gerne.
Wurde das Getreide zur Fütterung der Tiere unter eher widrigen Bedingungen geerntet, führt kein Weg an der Futtermitteluntersuchung vorbei. Denn es geht hier nicht nur darum, die Tiere optimal mit Energie und Nährstoffen zu versorgen und so auch Nährstoffaustragungen in die Umwelt zu vermeiden, sondern um den Erhalt der Tiergesundheit! Im Fall einer Belastung durch Bakterien oder Pilze kann der Einsatz von Gesteinsmehl oder Mykotoxinbinder ratsam sein. Besprechen Sie sich dazu mit Ihrem Ringberater.

Das LKV-Futterlabor bietet verschiedene Untersuchungspakete an. Im Labor des Tiergesundheitsdienst werden Futtermittel auf Pilze, Hefebakterien und weitere Schadstoffe untersucht. Wollen Sie das gesamte Paket, können Sie das einfach auf der Futterprobe für das LKV-Labor vermerken. Eine Teilprobe wird dann umgehend an den TGD weitergegeben.
Futterverarbeitung
Sie beeinflussen die Futterhygiene positiv, wenn Sie das Getreide nicht zu fein schroten. Sehr feine Partikel bieten Mikroorganismen eine große Angriffsfläche. Schroten Sie keine allzu großen Mengen auf Vorrat, Geschmack und Inhaltsstoffe können verlorengehen. Brauchen Sie das geschrotete Futter immer vollständig auf, um die Ansiedlung von Lagerschädlingen wie Milben oder Mehlwürmern zu vermeiden.
Einstreu in der Schweinehaltung
Widrige Umstände bei der Ernte wirken natürlich nicht nur auf das Futter, sondern auch auf das Stroh zum Einstreuen ein. Sollte das Stroh nicht ausreichend trocken zum Pressen sein, hilft Wenden. Fahren Sie nur unbelastetes Stroh ein und achten Sie auf ein trockenes Lager. Behalten Sie auch das Thema Schädlingsbefall, z.B. Mäuse im Auge. Sie können Krankheiten übertragen.
Unterschiede Mast und Aufzucht
Sauen und Ferkel sind deutlich empfindlicher als Mastschweine, daher ist hier größere Vorsicht geboten. Nach Möglichkeit rate ich meinen Ferkelerzeugern, ihr Getreide zweimal zu reinigen und nur Getreide mit geringem Belastungsrisiko zu verfüttern. Gleiches gilt natürlich auch für das Stroh.
Fazit
Es läuft nicht immer alles nach Plan. Wahrscheinlich kommt das künftig auch noch häufiger vor als es uns allen lieb ist. Aber es gibt Mittel und Wege zu reagieren und so Verluste zu reduzieren und bestmöglich für das Wohl unserer Tiere zu sorgen.
Gerhard Neupert,
LKV-Ringberater für Schweinemast und Ferkelerzeugung
Verwaltungsstelle Bayreuth
